Leipziger Streichquartett Joseph Haydn Op.1


Nach 1755 fing alles an mit Joseph Haydns Komposition von Streichquartetten. Ausschlaggebend war für diese ersten Quartette des Komponisten ein Baron Fürnberg, der auf Schloss Weinzierl, zwischen Wien und Linz gelegen, Kammermusiken gab und den jungen Compositeur Haydn, der seine Zeit als Sängerknabe am Stephansdom in Wien längst hinter sich hatte und immer noch in der Hauptstadt weilte, ersuchte doch für diesen Rahmen etwas divertierende Musique beizutragen. Hier stand ein Ensemble von zwei Violinen, Viola und Violoncello zur Verfügung. Unter den Musikern Haydn selbst und sein Freund Johann Georg Albrechtsberger. Haydn war nicht der erste Komponist von Streichquartetten. Franz Xaver Richter komponierte ebenfalls um 1757 eine bedeutende Serie an Streichquartetten und ebenso begann sich Luigi Boccherini diesem Genre zu zuwenden. Beide Kollegen prägten allerdings einen anderen Kompositionsstil wie Haydn.
Im Rahmen seiner Gesamteinspielung aller Streichquartette Joseph Haydns hat das exzellente Leipziger Streichquartett indessen die erste Serie, die Haydn Quartette Opus1 für das audiophile Label Darbringhaus und Grimm eingespielt. (Wir besprachen bereits die Quartette op. 33 in zwei unterschiedlichen Einspielungen)
Diese frühen Quartette sind noch experimentell. Haydn skizziert gewissermaßen seine Idee vom Streichquartett. Der Satz ist noch nicht ganz gleichmäßig auf alle Stimmen verteilt. Eine motivisch thematische Arbeit ist noch nicht wirklich ausgeprägt. Alle diese Quartette haben in der Regel fünf Sätze, wie ein Divertimento oder eine spätbarocke Suite. Zwei Menuette rahmen in der Regel einen langsamen poetischen Satz. Einmal ein Scherzo. Es gibt ausnahmsweise eine langsame Einleitung im D-Dur Quartett Nr. 3. Eingangs stehen Sonatensätze von heiterem Charakter, dann beschließen Kehraus Rausschmeisser alle mit Presto überschrieben diese frühen Streichquartette. In den ungemein lyrischen Adagios kann sich die erste Violine aussingen.
Stefan Arzberger und Tilman Büning Violinen, Ivo Bauer Viola und Peter Bruhns Violoncello bringen wiederum diese frühen Kabinettstücke der Streichquartett-Kunst wunderbar zur Wirkung.
Sie spielen auf alten kostbaren Instrumenten mit modernen Saiten aber historischen Bögen. Nähern sich dem Geist der Entstehungszeit an. Artikulieren lebendig und singen ihre Parts mit großem Charme und dem passenden Feingefühl für diese Musik. Einen echten Geniestreich des jungen Joseph Haydn.
Jean B. de Grammont