Es gibt viele Komponisten aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, die im Schatten berühmterer Namen stehen. Einer davon ist sicher Johann Baptist Vanhal gewesen.
Einer der zahlreichen talentierten Böhmen dieser Zeit wie etwa Rössler (genannt Rosetti) und die Brüder Benda wie die Brüder Stamitz und Franz Xaver Richter.
Von Vanhal sind zahlreiche bemerkenswerte Sinfonien überliefert, die Bedeutung haben für die Frühgeschichte der Gattung. Zwar lebte Vanhal von 1739 bis 1813, also von der Lebenspanne beinahe wie Joseph Haydn, doch sein sinfonisches Schaffen stammt nur vom Ende der 1760er Jahre bis etwa 1770. Vanhal war in Wien tätig und wirkte als Geiger bereits nach 1760 bei der Aufführung von Glucks Opern mit, erhielt Protektion eines adeligen Gönners der ihm eine Italienreise finanzierte, zur Vervollkommnung seines Talents.
Wien war damals ein Schmelztiegel aufstrebender Komponisten. Die Musikszene boomte. Der Reisende in Sachen Musik und bedeutende Musikhistoriker Charles Burney berichtet davon als Zeitzeuge und hebt zudem Vanhals Schaffen hervor und nennt Vanhall in einem Atemzug mit Haydn, Hofmann, Ditters u.a.m..
Nun hat das für seine Entdeckerfreude bekannte Label CPO in Zusammenarbeit mit BR Klassik eine Einspielung von vier Sinfonien mit dem Münchner Rundfunkorchester unter Leitung von Ivan Repusic herausgebracht. Die Münchner spielen auf modernen Instrumenten, was kein Nachteil sein muss, klangschön und mit Finesse.
Freilich bringt der junge Dirigent den Klangkörper mit der musikalischen Rhetorik, wie sie wohl um 1770 gepflegt wurde zum Sprechen.
Zwei bemerkenswerte Moll Sinfonien Vanhals sind hier zu finden. Eine wohl 1768 entstandene in g-Moll vor Vanhals Italien-Reise, erinnert an Mozarts kühne frühe Sinfonie in der gleichen Tonart und ebenso an die entsprechende Joseph Haydns aus dessen „Sturm und Drang“ Periode. Allerdings ist Vanhals Werk nicht ganz so stürmisch wie die Stücke von Mozart und Haydn. Dennoch trifft die mit g-Moll verbundene Charkteristik Schubarts mit „unwirschen Unbehagen“ zu und das eröffnende Allegro moderato drängt bei Vanhal dunkel vorwärts. Voller Wohlklang ist dagegen das Andante cantabile, hier wartet Vanhal mit konzertanten Zügen auf, nämlich Solo-Violine und Viola singen ihre Parts delikat. Ein kraftvolles Menuetto mit volkstümlich ländlerischem Bläser-Trio und ein keck tänzerisches Finale beschließen diese Sinfonie.
Die zweite a-Moll Sinfonie ist dreisätzig und entstand nach Italien. In der zweiten Sinfonie in A-Dur zu drei Sätzen ist der Eröffnungssatz sehr weiträumig gehalten und in einigen Sätzen der Sinfonien fällt der feine Umgang mit den Holz-Bläsern und den Hörnern auf. Ein typischer Sound für die böhmischen Meister. Besonders das liedhafte Thema mit Solo-Oboe des langsamen Satzes der a-Moll Sinfonie erinnert ein wenig an Haydn und die Fortspinnung mit Streicherskalen zu Pizzicato belegt viel Raffinement.
Pastoral und heiter unterhaltend ist die zweite viersätzige Sinfonie in F-Dur, ebenfalls vor 1770
entstanden. Es lohnt Vanhals Sinfonien kennen zu lernen!
Jean B. de Grammont