Spätburgunder Johannes von Bodman

Ein Bio-Wein mit einer interessanten Geschichte ist der Badische Spätburgunder des alten Adelshauses Bodman vom Bodensee.
Zudem ist es eine Rarität, denn auf nur wenigen Hektar werden die Trauben angebaut für Rot-und Weißwein. Nur ein paar tausend Flaschen werden produziert. Der Wein kann vor Ort in der Schlosskellerei Bodman erworben werden.

Bereits Kaiser Karl der Dicke, der sich Bodman als Ort für eine kleine Pfalz auserkor, ließ hier im 9. Jahrhundert Reben pflanzen für den eigenen Gebrauch. Allerdings hatte der Regent nicht mehr viel von seinem Weinberg, weil er bald verstarb.
Seit 1277 nun pflegen die Herren von Bodman die Parzellen und keltern Wein. Allerdings übernimmt das Weinmachen selbst seit geraumer Zeit das Staatsweingut in Meersburg.

Besonderer Wert wird indes unter Johannes Freiherr von Bodman auf eine bodenschonende biologische Kultivierung gelegt.

Ich probierte den Spätburgunder Jahrgang 2024 aus einer Flasche mit Schraubverschluss und dem neugestalteten schlichten und ansprechenden Etikett. Dies zeigt das Allianz-Wappen des Hauses auf dem Schild im geviert, einmal mit den drei Lindenblättern, den Insignien des Hauses Bodman und den Steinböcken der Familie Mayr von Windeck, das mitsamt von Pfauenfedern und einem von hermelinbedeckten Spitzhut geschmückter Helmzier und mit floralen Knospen -gemäß dem Reglement für alteingesessene Häuser -versehenen Krone prangt. Darunter der Schriftzug Johannes von Bodman

Der Wein hat eine klare rote Farbe im Glas und entspricht der Charakterisierung feinherb.
Eine feine Fruchtsäure gesellt sich den typischen Noten von Badischen Spätburgunder zu.
Eine milde und bekömmliche Sache ist das von 12 Prozent Alkoholgehalt mit beigesellter dezenter Süße mit Beeren-Aromen. Es ist vielleicht eher ein schlichter Landwein, aber von erster Qualität.

Zu einem herzhaften Picknick im Pavillon des herbstlichen Schlossgartens zu Bodman genoss ich den Tropfen. Dabei gab es frisches regionales Brot und Bio-Oliven wie Bio-Lachs zu französischem Käse aus den Vogesen und Käsescheiben aus dem Allgäu und angebratene Salsicchie wie Weintrauben und Walnüsse. Eine gute Kombination.

Eigentlich ist es üblich im kupfernen Kessel, in dem der Überlieferung nach ein kleiner Bodman von der treuen Amme vor dem Brand des alten Schlosses, gerettet worden ist, auf das Adelshaus zu trinken. Doch das war an diesem Tag nicht möglich. Gustav Schwab hat darüber eine treffliche Ballade gedichtet.

Man könnte auch aus Johann Peter Hebels alemannischen Gedichten zitieren.

„Ne Trunk in Ehre,
Wer will’s verwehre,
Trinkt nit das Blüemeli
im Morgetau si Schöppli au…“

Womöglich findet sich auch unter den Gedichten des Poeten der Familie, nämlich unter Emanuel von Bodmans Gedichten, der mit Rilke, Hesse und Thomas Mann bekannt war, ein entsprechendes Wein-Gedicht?

Allerdings kann ich leider, da mir durch ausgesprochen unglückliche und ungerechte Umstände meine Bände der frühen von Max Wöhrle editieren Ausgabe, abhanden gekommen sind, leider nicht nachschlagen und digital sind diese nicht zu finden, außer einer kleinen Auswahl.

Ich griff daher selbst zur Feder und schrieb folgende freie Verse an jenem leuchtenden Oktober-Tag:

Oktober-Idyll

Eines Nachmittags im Oktober
trank ich jungen roten Wein,
aus altem Haus in einem Adelsgarten;

Und lichtvoll ins Blaue schien mein Sein
zu wandern,
Sacht wellte der See in graugrünen Wogen,
Leichter Wind wirbelte am Bergeshang,

Ein großer Adler zog so windebang
Seine Kreise am oktoberblauen Äther,
Und weiße Wolken wehten sacht der Heimat zu,
Und welkes Blutbuchen- und Platanenlaub raschelte zum Grund.

Zum Wohl also auf das Grafenhaus Bodman.

Jean B. de Grammont