Im Rahmen des Orgel Herbstes der St. Gebhards Kirche in Konstanz kam es zur Uraufführung von Frédéric Bollis Stück Diptychon über den Choral Christ ist erstanden.
Zudem erklangen weitere Werke der Moderne, der französischen und deutschen Romantik wie des Barock.
An der großen neuen Orgel dort mit ihren vielen Klangmöglichkeiten spielte Martin Weber.
An der Solo-Oboe Ralf-Peter Patt.
Ein reizvolles Zusammenspiel von zwei unterschiedlichen Instrumenten entfaltete sich dabei. Und siehe da Oboe und Orgel passen gut zueinander.
Den Auftakt machte Josef Gabriel Rheinbergers Cantilene F-Dur in der Fassung für Oboe und Orgel. Rheinberger war ein vortrefflicher spätromantischer Komponist und hauptsächlich als Kapellmeister am Münchner Hof tätig.
Eine wiegende singende Weise der Oboe zu feinen Akkorden der Orgel, beide Musiker machten daraus einen Ohrwurm.
Bertold Hummel, ein Komponist des 20. Jahrhunderts, schrieb das Stück Vokalise, geprägt von glitzernder Begleitung in prächtigen Akkorden der Orgel zu sanglichen Passagen der Oboe.
Auch das gelang gut.
Heinz Holliger, selbst ein großer Oboist und bedeutender Komponist aus der Schweiz, schrieb das Stück Choral in dieser Besetzung.
Erst quasi ein Orgelvorspiel mit einer Art Ostinato Bass und dann ein abwechslungsreicher Dialog von Orgel und Oboe über eine Choralmelodie.
Von Karl Mille, einem Spätromantiker, erklang schwebend das Andante religioso für Oboe und Orgel schwebend melodisch.
Zu Ehren des 275 Todestags von Johann Sebastian Bach erklangen gleich drei Stücke des Großmeisters. Eingangs das Präludium h-Moll, hier gestaltete Martin Weber einen kraftvollen Austausch von Akkorden und dicht verschlungenen kontrapunktischen Linien in kraftvoll und zugleich detaillierter Weise.
Die Sinfonia zu Kantate „ich steh mit einem Fuß im Grabe“ erklang hier statt Streichern von der Orgel allein begleitet. Eine wunderbare Kantilene der Oboe schwebte darüber.
Zuletzt krönte diese Hommage an Bach die besonders dicht gearbeitete Fuge in h-moll diese Hommage an Bach.
Nach so viel großartiger teutonischer Gelehrsamkeit entwickelte die Sicilienne Gabriel Faures sanft wiegend französischen Charme.
Darauf gab es von Louis Vierne weitere große französische Spätromantik mit dessen Programm-Stück Carillon de Westminster. Hier überträgt der bedeutende französische Orgelkomponist lautmalerisch das Glockenspiel der Westminster Abtei auf die Orgel.
Endlich kam es zur Uraufführung von des Schweizer Komponisten Frédéric Bolli Choralbearbeitung von „Christ ist erstanden“. Dem Titel Diptychon gemäß lief das ab in zwei Teilen. Oder anders gesagt in zwei Gemälden oder Tonbildern über das Choralthema. Wie eben ein Diptychon in der Kirchenmalerei oder eines Schnitzaltares. Im ersten Teil wurde die von der Oboe vorgetragene Choralmelodie eingebettet in fast altmeisterliche Bicinien der Orgel. Klangvoll und reizvoll im weiteren Verlauf mehr die Bässe und das Pedal der Orgel einbeziehend. Endlich im zweiten Teil dann ein Gemälde im zeitgenössischen Kirchenstil, wenn man so möchte. Ein recht witziger Dialog beider Protagonisten mit jazzigen Elementen.
Zuletzt nahmen beide Musiker den Schwenk wieder zu Josef Gabriel Rheinberger mit dessen wiegender Hirtenweise Andante pastorale.
Zur Zugabe wechselten die Musiker in die Apsis vorne. Martin Weber an die Truhenorgel mit einem Andante aus einem Cembalo-Konzert Johann Sebastian Bachs in f-moll. Allerdings zitierte Bach dabei bis in die Begleitung hinein eine Komposition seines Freundes Georg Philipp Telemann. Der Eröffnungssatz eines Flötenkonzerts in vier Sätzen. Womit Ralf-Peter Patt recht hatte, mit seinen Worten vom Meister aller Meister. Denn das war der lange unterschätzte Telemann ohne Frage.
Jean B. de Grammont