Indes ist das vierte Doppelalbum von Telemanns „Französischem Jahrgang“ bei CPO erschienen.
Wieder mit den bewährten Kräften der Gutenberg Soloists und dem Neumeyer Consort sowie ausgezeichneten Gesangs-Solistinnen und Solisten unter Leitung von Felix Koch. Wieder ist es ein überzeugendes Plädoyer für Telemanns Kirchenmusik geworden.
Bereits Friedrich Daniel Schubart hatte in seinen Ideen zu einer Ästhetik der Tonkunst im 18. Jahrhundert auf die Vorzüglichkeit der Telemann‘schen Kantaten-Jahrgänge hingewiesen, die gesammelt würden wie einst die Gemmen des Dioskurides. Insbesondere lobte Schubart Telemanns Chöre mit ihren Amen und Halleluja, die selbst gefrorenste Seelen zur Empfindung auftauen könnten.
Auch die Rezitative und Arien seien bei Telemann wahre Muster und die Harmonisierung der Choräle. Das wird alles in der vorliegenden Aufnahme bestätigt, die sämtliche Adventskantaten mit einigen für die Sonntage nach Trinitatis vereint.
Hört man diese Musik, wird es fast verständlich, weshalb von den Zeitgenossen zunächst Telemann seinen Freund Johann Sebastian Bach vorgezogen wurde. Denn um 1714 lag von Bach noch kein kompletter Kantaten Jahrgang vor.
Von Telemann hingegen mit dem Geistlichen Singen und Spielen aus Eisenacher Tagen und diesem Französischen Jahrgang bereits zwei vollständige Jahrgänge nach der Poesie Erdmann Neumeisters. Hier ist wiederum die Verbindung von kontrapunktischen Chören und französischer Eleganz beeindruckend. Etwa in der Kantate „Zorn und Wüten sind ein Gräuel“ folgt auf den dramatischen und kontrapunktisch sehr dicht gearbeiteten Chor „Wer sich rächet“ eine Rondeau Sopran-Arie mit Chor und französischen Holzbläser-Trio. Telemann schreibt eine dramatische Musik nach Art Lullys und Campras und insgesamt sehr farbenfrohe Kirchenmusik mit italienischen und deutschen Elementen, bereichert mit expressiver Harmonik, welche direkt in die Ohren geht und zugleich durchaus Tiefgang hat. Eine Kirchenmusik, die tröstet und Hoffnung schenkt und nie langweilig wird.
In der Kantate „Nun komm der Heiden Heiland“ zum ersten Advent rauschen eingangs die Engelsflügel mit Trompeten und Streichern und rahmen den archaischen Choral. Hans-Christoph Begemann Bass verkündet die frohe Botschaft in Rezitativ und Arioso samt Solo-Cello eindringlich und wunderbar.
Seiner wohllautenden sonoren Stimme gesellen sich Annemarie Pfahlers schlanker Sopran und Liselotte Finks wohliger Alt sowie Fabian Kellys Altus hinzu bei den Adventskantaten. Agnes Kovacs, Jeff Mack sowie Georg Poplutz und David Severin bestreiten die entsprechenden Partien gekonnt bei den Kantaten nach Trinitatis.
Die Tempi sind rasch und es wird markant akzentuiert und das Ensemble begleitet klangschön und mit warmem Timbre. Eine insgesamt vorbildliche Aufnahme. Mit Freude warten wir auf das nächste Album.
Jean B.de Grammont