Das waren noch Zeiten als jedes Tasteninstrument ein individuelles Wesen hatte. Gebaut von Meistern in persönlicher Massanfertigung für den jeweiligen Auftraggeber passend zum Salon in dem es gestellt werden sollte. Ein solches Instrument ist gerade zu Gast in dem kleinen Salon in der Burg in Radolfzell am Bodensee. Innerhalb des neuen Vereins „Klangkultur“ daselbst, gegründet von der Pianistin Christina Kobb und dem Geiger Anton Steck.
Das Pianoforte wurde in Wien gefertigt um 1813, vielleicht für einen Gesandten aus einem Italienischen Herzogtum oder dem Königreich Bourbon-Parma? Wer weiß es?
Erlesene Maketerien mit Darstellungen italienischer Palazzi oberhalb der Tasten weisen darauf hin. In jedem Fall ein wunderschönes Instrument, dass erlesen klingt: leicht, hell und schimmernd, klar im Diskant, aber auch mit satten Bässen mit zusätzlichen Rafinessen wie Dämpfern und Schlagwerk, so dass a la turca musiziert werden kann. Noch wird ein Mäzeen oder Stifter für das Instrument gesucht. Damit es in den Räumen bleiben kann.
Christina Kobb gab ein kleines Recital mit ausgesuchten Stücken von Johann Sebastian Bachs C-Dur Präludium aus dem Wohltemperierten Clavier bis hin zu Ludwig van Beethovens bekannten Rondo „Pour Elise“. Besonders beeindruckend dann eine von Johann Czerny arrangierte Fassung von Joseph Haydns legendärer Introduktion zur Schöpfung, wobei das Schlagwerk zum Akkord des Chaos und die Dämpfer zur Darstellung der allmählich sich generierenden Schöpfungsordnung, die quasi orchestralen Qualitäten des Pianoforte evozierte.
Sehr poetisch gereichte es auch in einigen Impromptus von Franz Schubert.
Zart melancholisch verhalten oder tänzerisch bis verspielt geben diese Charakterstücke Einblick in die Welt eines introvertierten Genies. Eine wahre Zeitmaschine also ist dieser Flügel aus der Glanzeit Beethovens und Franz Schuberts. Ganz etwas anderes eben als der sterile und laute Gleichklang eines modernen Konzertflügels, eines schwarzen Riesen mit monotonen Forte Allüren gebaut für riesige Konzertsäle besucht von Leuten, die ihre Brillanten präsentieren und zeigen das sie dazugehören wollen, anstatt der Musik zu lauschen. Denn eigentlich stehen sie oft dieser Kultur sehr fern.
Besonders fein gelang dann auch eine späte Londoner Sonate Joseph Haydns mit allem Charme, Witz und Humor und einen lyrischen langsamen Satz, der harmonisch oszillierte.
Wir hoffen auf eine Fortsetzung auf diesem Pianoforte.
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