Und wieder wartete unser derzeitiger schattiger Sommer-Lieblingsplatz am Neo-Renaissance Brunnen aus Eisenguss im nach den Plänen des Fürstlich von Fürstenbergischen Hofgärtners Berndt vor 150 Jahren entfworfenen Stadtgartens zu Überlingen auf mussevolle Momente bei einer guten Zigarre.
Diesmal die Vegas de Santiago D8 mit dem wohlklingenden Namen Emperador. Was
vielversprechend klingt, und dem war auch so.
(Zu Vegas di Santiago siehe weitere Reviews auf haute-culture-jdg.de)
Der Korpus des großen Formats mit kraftvollem Ringmass hat ein feines gewickeltes Colorado Deckblatt aus Equador mit winzigen Äderchen. Das Unblatt stammt aus Peru. Die Füllung aus Equador, der Dominikanischen Republik und aus Costa Rica. Natürlich ist das gute Stück totalmente a mano gemacht. Die Füllung ist gut gepackt und die Zigarre liegt wunderbar in der Hand. Am Fuß ist ein gewickeltes Picktail, dass kaum entzündet der Zigarre bei den ersten Zügen einen herbkraftvollen Geschmack verleiht. Der sich aber nach und nach zu feiner Milde mit dezenter Süße wandelt. Schon der Kaltgeruch überzeugt. Heu-und Gras-Aromen. Cremiger Café und Nuss wie etwas Holz und bisweilen fast intensive Trüffel-Aromen ergeben eine komplexe Geschmacks-Vielfalt. Am Ende wird es pfeffrig. Abbrand und Zug sind gut, lange hält die Asche. Ein leichter Schiefbrand korrigierte sich. Die Krone über dem D8 auf der rotgoldenen Binde steht da also mit Recht.
Gut über Eineinhalb-Stunden währte das Rauch-Vergnügen der Emperador. Nebenbei skizzierten wir den Brunnen mit unserem Caran d‘Ache Füllhalter. Hörten Concerts und Suiten aus einer Kammermusik-Sammlung Telemanns von 1734, lasen in Elisabeth von Arnims Roman „Einsamer Sommer“ weiter und waren froh, dass die Sommer-Hitze heute nicht ganz so drückend war.
In jedem Fall ist diese Vegas di Santiago eine Empfehlung an echte Aficionadas und Aficionados.
Jean B. de Grammont