JS Bach auf dem Cembalo

Die aus Riga stammende Cembalistin Tatjana Vorobjova vereint auf ihrer neuesten beim Label Darbringhaus und Grimm erschienenen CD besonders ausdrucksvolle Stücke für Cembalo von Johann Sebastian Bach. Die Musikerin spielt auf einem Nachbau eines Ruckers Cembalo von Titus Crijnen aus dem Jahr 2004, das einfach wunderbar rund und fein klingt. Tatjana Vorobjova zählt zur jüngeren Generation der Cembalistinnen und steht ganz in der Tradition großer Interpreten. Diese Ära, welche mit solchen legendären Persönlichkeiten beginnt wie Wanda Landowska und Gustav Leonhardt es waren. Bei einigen von Gustav Leonardts Schülern hat die Interpretin Meisterkurse besucht, so bei Bop van Asperen und Robert Hill. Längst ist Tatjana Vorobjova selbst eine Meisterin. Ihr Spiel ist ausgesprochen ausdrucksvoll, differenziert und voller Raffinesse. Sie versteht es, dem aristokratischen Cembalo feinste Linien und Klänge abzugewinnen. Der Klang ist edel, fast so dunkel timbriert wie auf den französischen Clavecins des 18ieme, aber mit der für Ruckers typischen Konturenschärfe, die diese Instrumente ideal geeignet erscheinen lassen für die polyphone Musik eines Johann Sebastian Bach.
So verstehen wir die Vorliebe des Philosophen Voltaire für das Clavecin, der dessen Noblesse über den dünnen Klang der frühen Hammerclaviere stellte, die ihm vorkamen wie ein abgemergelter Gaul, der zum Pferdemetzger geführt wird.
Forkel, von dessen Klavierkonzerten wir kürzlich handelten, schrieb bekanntlich die erste bedeutende Bach Biografie. Forkel rühmt Bach besonders als Tastenspieler und hebt seine Clavierübungen hervor. In einer dieser im Notenstich zu Lebzeiten des Meisters erschienenen Sammlungen stehen auch die sechs Partiten. Ausgefeilte Suiten sind das, die dritte und die sechste erklingen hier. Hinzu kommt die möglicherweise unvollständige Suite in f-Moll in drei Sätzen BWV 823, die berühmte chromatische Fantasie und Fuge d-Moll und ein Adagio aus BWV 564, ursprünglich für Orgel gesetzt. Der Untertitel des Albums con passione scheint angebracht bei diesen expressiven Stücken, die alle in Moll stehen. Und genauso ausdrucksvoll werden sie dargeboten.
Die Sarabande en Rondeau der f-Moll Suite vereint hier Momente beglückender Melancholie mit schönsten Akkorden. Die Allemandes und weiteren Tänze der Partiten werden strukturell in ihrem Linienspiel der eröffnenden Toccata und Fantasia samt eingebauter Fuge vortrefflich dargeboten. Der Charme und die rhythmische Finesse der Giguen und Correnten beglückt. Und bei den Arpeggien in chromatischen Gängen und der himmelstürmenden Fuge von BWV 903 kommen wir Lauschende aus dem Staunen nicht mehr raus. Eine echte Empfehlung für Bach Fans und Cembalo Enthusiasten.
Jean B. de Grammont