Das Joffrey Ballett im Festspielhaus Baden-Baden


Fotocredit Michael Gregonowitz

Das Joffrey Ballett aus Chicago gastierte das erste Mal im Festspielhaus Baden-Baden. Im Rahmen der Ballett-Tage the World of John Neumeier wurde es als Gastensemble eingeladen. Damit erwies man der legendären Ballett-Truppe, die sogar von der finest Lady des Weißen Hauses Jaqueline Kennedy dahin zu einem Auftritt engagiert wurde, nun endlich im Weltbad von einst seine Reverenz.
Auch das Programm war durch und durch amerikanisch im besten Sinne. Gleich drei verschiedenen Tableaus zu drei verschiedenen Stücken wurden getanzt. Das ging einschließlich der Pausen über drei Stunden. Doch langweilig wurde es nie.
Eingangs stand das herbstliche Ballett Unter den Stimmen der Bäume. Eine melancholisch stimmende Choreografie zur Streicher-Musik der zweiten Sinfonie von Enzio Bossi. Hier herrlich satt und mit singenden Melodien von der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern ausgeführt unter Leitung von Scott Speck. Nicolas Blanc zeichnete für die filigranen mit Ast-und Blattwerk verzaubernden Kostüme verantwortlich. Da gelangen die Pas de deux tänzerisch leicht und luftig zu den großen Blättern die über der Bühne verteilt das Fundament gaben.
Wie passte das, nämlich immer wenn es Herbst wird tanzen in Baden-Baden nicht nur die Blätter, sondern eben Tänzerinnen und Tänzer im Kontext von John Neumeier.
Literarisch wurde es dann im zweiten Tableau.
Of Mice and Men, von Mäusen und Menschen war eine Ballett-Choreografie zu John Steinbecks Novelle dieses Namens.
Musik von Thomas Newman begleitete das, ein arrivierter Filmkomponist mit denselben Interpreten. In Steinbecks Story geht es um die kalifornischen Wanderarbeiter zur Zeit der großen Depression in den 1930iger Jahren. George und Lennie sind die beiden Charaktere wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Der geistig zurück gebliebene Lennie mordet schliesslich eine Frau und wird vom wütenden Mob verfolgt. Um ihn vor der Rache derselben zu bewahren, richtet ihn Freund George mit dem Revolver. Das ergibt hier bewegte Szenen voller Dynamik und Turbulenzen großartig getanzt. Irgendwie erinnert das ein wenig an Bernsteins West Side Story in seiner Impulsivität.
Endlich im dritten Programm-Teil mit dem Titel Hummingbird, was Kollibri heißt, geht es wieder poetischer zu. Die Musik dazu stammt von Philipp Glass, setzt Orchester und Klavier minimalistisch in Szene. Die Choreografie Liam Scarletts geht auf die Musik ein, während Bühne und Kostüme minimalistisch bleiben. So überzeugten auch hier die federleicht flatternden Ballett Szenen der ganzen Compagnie. Ein Ballett-Abend in drei Bildern, den man noch lange in Erinnerung behalten wird in Baden-Baden.
Jean B. de Grammont