Lully und Charpentier Festmusiken für Versailles

In den Glanz des Schlosses Versailles unter König Ludwig XIV. mit zwei Festmusiken zum Ende des Pfälzischen Krieges in den 1680er Jahren entführt die neueste CPO CD mit den bewährten Ensembles des Boston Early Music Festival.
Zwei umfangreiche weltliche Kantaten aus den Federn von Jean Baptiste Lully und Marc Antoine Charpentier vermögen auch gerade heute in unserer nüchternen durchtechnisierten Welt zu entzücken.

Besonders dann, wenn diese so vortrefflich dargeboten werden wie hier.
Beide feiern freilich König Ludwig XIV als Friedensstifter und siegreichen Feldherrn zugleich. Auf dem Cover prangt der König, gezeigt als Feldherr auf dem Schlachtross mit Marschall-Stab und der ihn mit dem Siegerlorbeer krönenden Fama, in einem Gemälde von Pierre Mignard , das passt!

Lullys „Idylle sur la Paix“ ist beinahe eine kleine Oper und das Werk beginnt gewichtig mit einer französischen Ouvertüre. Ursprünglich erklang das Stück im Schloss von Sceaux. Chöre und Ensembles der Helden und Schäfer besingen den göttlichen Frieden und werden mit Streichern, Oboen wie Traversflöten flockig pastoral bis feierlich begleitet.
Das Vokalensemble und die Instrumentalisten treffen den Stil Lullys mit einer Akkuratesse wie sie dem König gefallen hätte und Lullys Chaconne für die Prinzessin de Conti beschließt den Festreigen wirkungsvoll.
Geleitet von Paul O‘ Dette, Stephen Stubbs und Robert Mealy wird das Programm zu einem Barock-Fest für die Ohren.

Charpentiers Festmusik la Fete de Rueil ist noch eine Spur lyrischer oder pastoraler wie diejenige von Lully. Hier treten ebenfalls duftige Traversflöten hinzu. Und alle preisen die Größe von Roi Louis als den größten König der Welt. Was natürlich barocke Übertreibung ist, aber das hört sich gut an in den Chören und Ensembles. Und das erklang ursprünglich im Schloss von Rueil. Freilich war die Musik nur ein Teil des Festes damals. Umfangreiche Bankette begleiteten das Ganze.
Schließen wir die Augen beim Anhören dieser feinen und festlich prachtvollen Musik, sind wir selbst mit etwas Fantasie dabei und die ganze höfische Gesellschaft entsteht vor unserem Auge wieder.
Eine feine CD für Freunde französischer Barock-Musik!
Jean B. de Grammont