Baden-Baden ist nicht Bayreuth und Bayreuth ist nicht Baden-Baden. Richard Wagner wird überhaupt genug gespielt und es ist eigentlich überflüssig, ihn auch in Baden-Baden zu spielen. Selbst wenn es historische Bezüge gibt. Denn beinahe wäre Baden-Baden zum Wagner-Kultort geworden, hätte es da nicht einen Koenig Ludwig von Bayern gegeben.
Genau deshalb konzentrierten wir uns auf einen Opern-abend mit französischem und italienischem Repertoire des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Musik von Massenet, Leoncavallo, Verdi, Giordano und Puccini.
Die Star-Sopranistin Sonya Yoncheva und der nicht minder exzellente Tenor Giovanni Sala gaben sich die Ehre. Begleitet wurden sie von der Philharmonie Baden-Baden unter Gast-Dirigent Nayden Todorov.
Welch schöne Gesangs-Linien wurden hier entfaltet. Es war wahrhaftig eine Feierstunde des Belcanto. Zuerst aber sang die Violine in Jules Massenets berühmter Meditation aus Thais. Anschließend konnten die beiden Protagonisten des Gesanges im Duett l'idole fragile ihr Können zeigen. Sonja Yonchevas trug zuerst eine himmelblaues Kleid, passend zum Italienischen Sommerhimmel. Ihr Sopran leuchtete wundervoll in der Arie Ah je suis seule dis moi je suis belle. Was wäre ein solcher Gesangs-Abend ohne die feurige Musik eines Giacomo Puccini. Das sinfonische Intermezzo aus dem zweiten Akt der Oper le villi wurde das Stück "der Hexensabbat" mit viel Tonmalerei vorgetragen.
© Festspielhaus BAD | Andrea Kremper
Sodann gab Giovanni Sala vortrefflich die Arie des Rodolfo aus dem ersten Akt von La Boheme mit seiner cremig schlanken Tenor Stimme gestalte er einen glänzenden Auftritt. Mit gelenkigen Fioreturen leuchtete die Arie der Mimi "si mi chiamo Mimi"' und das Duett von Mimi und Rudolfo "O suave fanciulla" gab dem ersten Teil einen herrlich beschwingten Abschluss.
Die Philharmonie begleitete stets klangvoll und intensiv.
In der zweiten Hälfte wechselte Sonja Yoncheva in ein rotes schulterfreies Kleid. Zuerst aber gab es Instrumentales von Ruggero Leoncavallo das Intermezzo aus der Oper "Pagliacci". Danach wiederum Belcanto vom Feinsten mit einer weiteren Arie der Mimi aus Puccinis La Boheme. Den Höhepunkt der zweiten Hälfte bildete ohne Frage Giuseppe Verdis Duett der Violetta und des Alfredo aus La Traviata Parigi o cara noi lascaremo. Hierbei vermochten die beiden Solisten auch tänzerische Einlagen gekonnt zu präsentieren.
Insofern war es dann doch ein Sänger-Wettstreit an diesem Abend, wenn auch nicht im Sinne Wagners sondern mit italienischen Kolorit mit Kusshand für das Publikum seitens von Sonja Yoncheva.
Jean B. de Grammont