Lullys letzte Oper

Lully Acis et Galatee
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Im musikalischen Absolutismus angekommen

 

Lullys letztes Meisterwerk von 1684 "Acis et Galatee" eine Pastorale Heroique, ediert als nummerierte und limitierte Luxus Edition ist  bei Apartee erschienen.  ich erhielt die 0770, also praktisch das Exemplar das einem Louis XIV am besten ansteht  Das mutet alles an wie eine gute Flasche Wein aus den Caves du Roi.  Abgefüllt vom Kellermeister und Maitre de Chapelle Christoph Rousset und seinen inkommunserablen "Les talens lyriques", die samtig wie die 24 Violons du Roi aufspielen, mit einer erlesenen Sänger-Riege und dem Chor de Chambre de Namur. Das später auch von Händel in seiner Pastorale gleichen Titels und von Telemann mit der (verschollenen) Kantate Polypheme vertonte Sujet folgt dem althergebrachten Mythos aus Ovids Metamorphosen von Acis und Galatea, Acis der aus Eifersucht um die umbuhlte Galathea  von Polyphemus mit Steinen zu Tode beworfen und dessen Blut nun die Quelle des Flusses Aci bildet. Allein schon die Illustration des Booklets mit historischen Kostüm-Entwürfen von Jean Barin aus der Entstehungszeit der Oper und Notenfaksimiles  der gestochen exakten Handschrift Lullys ist vielversprechend. Also tauchen wir ein in die Welt eines Divertissements am Hof des Sonnenkönigs.

Vom Prolog an überzeugt dass Orchester der  "talens lyriques", die Ouvertüre rollt mit Spannung und rhythmisch energisch dahin. Diana, Apollon, Dryaden und Sylfen treten in Wettstreit. Chöre, Märsche und Tänze sind von jener Lebhaftigkeit wie sie  den französischen Barock auszeichnen und werden mit Schlagzeug und Tamburin rhythmisch akzentuiert.

In der eigentlichen Oper mit ihren drei Akten sind es häufig melodiöse Rezitative und Airs wie Duette, die in eleganten Fluss dahinströmen, unterbrochen von Tänzen und Chorsätzen. Die Airs haben bisweilen die besondere Tendresse eines Michel Lambert. Der Chor de Chambre de Namur singt präzise und textverständlich und mit großer Ausdruckskraft. Ambrosine Bre verleiht der Diane und der Galatee mit ihrem warmen Timbre und flockigen Koloraturen überzeugende Gestalt. Cyrill Auvitys schlanker Tenor glänzt in der Partie des Apollon und des Acis gleichermaßen. Während Edwin Crossley-Mercer den Polyphemus mit schwarzem Bass kraftvoll konturiert. Auch die übrigen Rollen sind vortrefflich besetzt. Im Continuo waltet Christoph Rousset unter anderen selbst am Cembalo  mit satten und feinst abgestimmten Akkorden und Ornamenten.

Der Gesamtklang des Orchesters schillert und ist spannungsgeladen. Endlich kulminiert das Werk in einer wie Perlmutt glänzenden sehr ausgedehnten Chaconne. Galathea und  Neptun wie Najaden singen, sie feiern den neuen Fluss  und preisen ihn in Soli, Duetten und Chören. Eine Chaconne ist das, die ihresgleichen sucht und die Größe von Lullys Stil beschwört. Das ist  höfischer Barock vom Feinsten, der jedem Musik-Enthusiasten  ans Herz gelegt sei ein Glanzlicht am französischen Barockhimmel, als wäre er gemalt von Charles Le Brun.

Jean B. de Grammont