The Grill

 The Grill  | Im Casino  Baden-Baden

Wenn es in den Sälen nebenan heißt: „Les jeux sont fait“, dann geht es im Restaurant The Grill erst los mit kulinarischem Vergnügen. Es gibt aber nur  den einen Weg: durch das prunkvollste Casino Süddeutschlands geht es dahin. Dieser Spieltempel der Messieurs aus Bordeaux Jean-Jaques et Eduard Benazet, der dank letztem  im Stil französischer Schlösser gestaltet wurde, hat seine eigene Geschichte und literarischen Ruhm dank Fjodor Dostojewski und Iwan Turgenev. Ist es der Weg zum Gourmet-Glück? Oder ist es der Weg aus Jean-Paul Sartres Roman „Les jeux sont fait“? Vor über einem Jahr ging wirklich nichts mehr und die Spielfreude wurde einem verdorben, durch gewisse  Regeln erfunden von Personen mit schizoidem Krankheitsbild und zwangsneurotischem Kontrollsyndrom. Zum Trost sei gesagt, dass die „plaisirs de table“ einen darüber ein wenig hinwegtrösten konnten. Das The Grill existiert seit 2016, wurde  gestylt von der Innen-Architektin Oana Rosen. Der französischen Belle Époque mit ihrem Stilmix aus Louis XIII über Louis XIV bis zu Louis XV wird ein moderner Kontrast gesetzt mit viel ausgeklügelter Beleuchtung, blauen Sesseln, kleinen Tischen und viel Blattgold  an Wänden und Decke. Das Alles mutet mosaikhaft an und bringt einen gewissen Edel-Touch mit, der zwischen Spieler-Glück und Spieler-Pech changiert. Hinzu kommt eine Art von Verruchtheit, die sexy sein kann. Als Aperetiv wähle man am besten die Champagner Hausmarke Dom Pérignon. Etwa den Jahrgangs-Champagner  Vintage Millesime Brut von 2012 mit seiner  erlesenen Assemblage.  Beim Entree darf gepokert werden mit James Bond in Japan. Restaurantleiter Tobias Kuld berät gern und Küchenchef Mario Proveniano zeigt was er kann. Der Service verwöhnt die Gäste. Eine ganze Palette an Sushi ist auf der Karte zu finden. Unter den 12 unter dem Motto The Sound of Sushi angepriesenen Kombinationen entschied ich mich für die Variante: The Special Roll, das sind Sushi kombiniert mit Gambas, Avocado, Gurke, Geflämmtes Lachssashimi, Kaviar. Zusammen mit dem Champagner ist für Geschmacksexplosionen gesorgt, die kontrastieren zwischen würziger und aromatischer Frische und den feinherben Fruchtnoten des Schaumweins. Eine Spezialität des Hauses ist Hummer, dieser wird mit Blattgold dekoriert zum Symbol auf der Speiskarte. Man genieße gegrillten Hummer etwa mit einem Rinderfilet an Sauce Béarnaise mit Rosmarinkartoffeln und Blattspinat und wähle dazu aus der reichhaltigen Weinkarte einen Château La Grange Pomerol Jahrgang 2017 aus dem Bordeaux, um den Benazets zu huldigen. Feine Tannine und fruchtige Beeren zeichnen diesen charaktervollen Roten aus, der auf der Zunge zergeht und mit Hummer und Fleisch einen  klangvollen Genuss-Akkord setzt. Freilich gibt es eine ganze Palette exzellenter Rot-Weine daneben. Aus Frankreich sei der Clos du Marquis genannt. Besonders umfangreich ist das Angebot an Weinen aus der Toskana. Ein Ornellaia und ein Masseto   aus dem Hause Bolgheri stehen hier voran. Aus Baden und dem Rest der Welt ist ebenfalls Trinkbares vorhanden. An Weißweinen steht eine große Palette badischer Gewächse, feiner Tropfen aus Burgund und von der Rhone zur Disposition. Schnell kommt der gesättigte Spieler zur Dessertkarte. Denn der Spieltisch ruft und dessen Ruf ist für einige Gäste unwiderstehlich. Ich zog es vor mit der Auswahl der Desserts zu spielen. Und obgleich zum Alleinsein genötigt, wählte ich einen Nachtisch für zwei, denn wenigstens kulinarisch sollte die Zeit zweisam verbracht werden dürfen. Das ist auch ein reizvolles Angebot:

Soufflet Surprise Royale, königlicher geht es kaum. Ein feiner Eierschaum im Ofen angebacken umhüllt zart eine Komposition aus Kokoseis an frischen Waldbeeren. Der Teller ist gefüllt, wie der Spieltisch mit Chips nebenan. Auf dem Weg zum Glück hilft zuletzt nur ein Espresso und ein Cognac Remy-Martin XO, der die üppigen süßen Versuchungen und das zuvor genossene Mahl verdauen hilft.  Kommt dann noch ein Gewinn dazu, erwerben Sie am besten das ganze Casino und stellen ihre eigenen Regeln auf. Dem Genuss und dem Spielerglück wären dann vielleicht keine Grenzen gesetzt. „Les jeux sont faits“

Jean B. de Grammont