Drei Sterne: Lebrun, Haydn und Beethoven

Einer der gefeiertsten Oboisten seiner Zeit war Ludwig August Lebrun. Zugleich Komponist der Mannheimer Hofkapelle unter Carl-Theodor von der Pfalz, schrieb er entsprechend eines der schönsten Oboen-Konzerte seiner Zeit, das leider selten aufgeführt wird.

Die Philharmonie Baden-Baden gab es zusammen mit Werken Joseph Haydns und Ludwig van Beethovens im Konzert große Klassik 3.0 im Weinbrennersaal  in Baden-Baden. Geladener Solist war der tschechische Oboen-Virtuose Vilem Verveka. Bereits der erste Satz zeigt höchst raffinierte Eleganz, die zu einem gewissen melancholischen und sanglichen Pathos neigt.

Darin eingewoben ist die Solo-Oboe mit wahrhaften Kapriolen, die vom Orchester getragen werden, das wunderbar tänzerisch aufspielte. Bis in die Kadenz in höchste Lagen hinein setze dies Verveka mit Brillanz um. Gleichfalls in dem schmeichlerischen Thema der Romanze gelang ein weiter Bogen. Im Rondo Finale endlich, das mit viel Schwung und langem Atem des Solisten angegangen wurde, kam es zu geradezu Mozart'ischer Freude.

Berühmt ist Joseph Haydns Sinfonie fis-moll, die  Nr. 45 seines reichen sinfonischen Schaffens. Aus seiner Sturm und Drang Phase enthält diese doch sehr kühne Momente. Bekannt ist die Anekdote, dass die Musiker durch ihren Abgang im Schlusssatz gegen die schlechte Bezahlung des  Hof-Orchesters protestieren wollten. Aber vielleicht ist das eine Legende und diese Pointe ein echt Haydn'scher Einfall. So experimentierfreudig der Komponist war, würde es zu ihm passen. Im Allegro Assai wogten wahre Klangwellen in scharfen Dissonanzen dahin, bis im Mittelteil Streicher und Oboen miteinander in einem Ruhepunkt dialogisierten. Die Philharmonie Baden-Baden machte das gut unter Dirigent Heiko Matthias  Förster. Das weit gespannte Adagio mit sanft zisilierten Streicher-Bögen und Seufzen gab einen melancholischen Ruhepunkt. Endlich setzte das burschikose Menuett ein, mit seinem Trio von Wald evozierenden Hornrufen.

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Endlich ein kurzes aufwühlendes Presto und  darauf der berühmte Variationssatz, mit den  von der Bühne nach und nach abtretenden Musikern. Sie löschten hier ihre Pultlampen, statt der Kerzen, verneigten sich und verschwanden. Originell sind die Horn-Rufe und das Kontrabass-Solo darin, bis endlich nur noch die beiden ersten Geiger auf der Bühne ein Duett anstimmen und ebenfalls abtreten.

Endlich beschloss Beethovens zweite Sinfonie, die dem großen Vorbild Josef Haydn nacheifert, in ihrer kühnen und revolutionären Klangsprache das Programm.

 

Spannungsgeladen die Einleitung mit kraftvoll und dramatischen Bewegungen im Allegro con brio. Mit Feuer vorgetragen. Darauf folgte das sehr sehnsuchtsvolle Larghetto mit schönster Streicher-Kantile. Das rhythmisch markante  Scherzo mit akzentuiertem Trio mit Hörnern und Oboen, von echt Beethoven'scher Prägnanz. Das wogende Finale mit dem Schmelz der Streicher, was zusammen mit den Klangfarben der Holzbläser einen wunderschönen sinfonischen Satz der Spätherbstfarben  ergab. Und das mit Schwung, Kraft und Feuer.

Jean B  de Grammont