Beethoven und Dvorak

Die Philharmonie Baden-Baden unter dem Dirigat von Heiko Mathias Förster startete in die Herbstsaison mit Beethoven und Dvorak im festlichen Weinbrennersaal. Das Brodzky-Trio mit Kirill Troussov Violine, Benedikt Kloeckner Violoncello und Alexandra Troussova Klavier übernahm den Solopart in Beethovens bekanntem Tripel-Konzert in C-Dur. Komponiert 1804 im gleichen Jahr wie die "Eroica" und der "Fidelio", uraufgeführt erst 1808 im Leipziger Gewandhaus vereint dieses Konzert eine Mischform zwischen Klaviertrio und Orchester und ist fast ein geheimes Cellokonzert, da es dem Violoncello ungewöhnlich breiten Raum in den Solopartien einräumt. In der Musikwissenschaft ist es nach wie vor strittig, ob Beethoven den Klavierpart für seinen Schüler Erzherzog Johann  oder doch für sich selbst auf den Leib geschrieben hat.

 

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Davon abgesehen ist es allemal ein brillantes Konzert, in dem alle drei Solisten glänzen können.

Und so taten sie es auch. Im eröffnenden Allegro, das nach Art eines Ritornells gebaut ist, gab es nach dem rollenden Thema und einer weitläufigen Exposition, die von der Philharmonie bis ins satte Crescendo klangschön ausgeformt wurde, den großen Auftritt.

Erst mit Benedikt Klöckners schmeichlerischer Cello-Kantilene, die in den Zwiegesang mit Kirill Troussovs Violine mit schmelzender Tongebung trat und endlich die Streicher sich mit den klar gesetzten Klavier-Akkorden von Alexandra Troussova sich vereinten. So  gestaltete sich ein lebhaftes Dialogisieren der drei Virtuosen in anspruchsvollen Skalen, die teils in höchste Lagen führten. Mit Kraft und Finesse, ja voll mit zupackendem Elan wurde das Allegro gegeben. Darauf folgte das Largo, welches mit einem über dem Streicher-Teppich schwebenden sehnsüchtigen Cello-Gesang anhebt zum Zwiegesang mit der Violine sich weitet, vom Klavier grundiert und von den Klangfarben satter Holzbläser- Akkorde abgerundet wurde. Insgesamt wurde die Lyrik des langsamen Satzes trefflich eingefangen.

Endlich führte das Rondo alla Polacca zu einem mit wirbelnden Kapriolen der Solisten gekonnt vorgetragenen Finale voller markanter Rhythmik. Ein kapriziös und schwungvoller Kehraus war das, wobei das Brodsky Trio zur Höchstform auflief. Mit lang anhaltendem Applaus und einer Czardas Zugabe desselben wurde das belohnt.

In eine andere Klangwelt, nämlich die der 6 Symphonie Antonin Dvoraks, komponiert 1880, führte der zweite Teil des Konzerts. Wieder gestaltete die Philharmonie Baden-Baden unter Leitung von Heiko Matthias Förster diese Musik voll böhmischen Musikantentums durchaus ansprechend. Erst im zwischen duftig idyllischen mit schillernden Holzbläsern bis triumphalen Blech  changierenden Allegro non tanto, mit vielen schönen Details in den Passagen, der Hörner, der Klarinetten und der Fagotte. Dann Im sehnsüchtigen Melos des Adagio mit seinen warmen Klangfarben der Streicher und Holzbläser, wobei  die Hörner eine Waldidylle malen und gleißende Klänge berauschten.

Dann wurde im stürmischen Scherzo mit stampfenden Rhythmen die Ekstase gefeiert. Schließlich im jubelnden kolossalen Finale alles noch einmal aufgetürmt und zu wuchtigen Schlussakkorden geformt.

Jean B. de Grammont