Mahlers dritte Symphonie

Im Festspielhaus Baden-Baden kam Gustav Mahlers dritte Sinfonie zur Aufführung, die in den Jahren nach 1894 entstand. Es gastierte die Tschechische Philharmonie zusammen mit den Damen des Prager Philharmonischen Chors und dem Jugendchor Pueri Gaudentes.

Das Alt Solo übernahm die Sängerin Fleur Barron.

Es dirigierte Semyon Bychkov.

Gustav Mahler steht für eine ganz neue Form der Symphonik. Oft stehen bei diesem Komponisten programmatische Gedanken dahinter. Und er ist der erste nach Beethovens Neunter und Mendelssohns Lobgesang, der wiederum in einer Sinfonie Chor und Solisten hinzuzieht. Auch in Sachen Dimension und Anlage setzt Mahler gänzlich neue Maßstäbe.

Hatte etwa Schuberts letzte sogenannte große Sinfonie noch eine Dauer von einer Stunde, was zu dieser Zeit ein Maximum war, so dauert etwa Mahlers Dritte gut anderthalb Stunden. Und es sind insgesamt sechs Sätze, die erklingen.

Ursprünglich hatte Mahler an eigene programmatische Titel gedacht, die er später wieder entfernte. Aber in seiner Komposition sind diese Ideen durchaus abgebildet.

Etwa sollte der erste Satz ein Erwachen des Naturgotts Pan schildern und den Einzug des Sommers. In dem eröffnenden markanten Horn Motiv ist durchaus Pans Erwachen abgebildet. Das Motiv erinnert zudem an Schuberts letzte Sinfonie und an Brahms Erste.

Dann durchkreuzen marschartige Abschnitte den Satz. Diese großangelegte Eröffnung gab die Tschechische Philharmonie sehr plastisch und rhythmisch akzentuiert. Nach diesem ungewohnten Beginn wollte Gustav Mahler im zweiten Satz die Wiesenblumen abbilden. Entsprechend bedient sich der Komponist beinahe der Klangsprache des Rokoko. Ein tändelnder zarter Satz, mit viel  duftigen Klangfarben der Holzbläser. Hier mit beinahe kammermusikalischer Feinheit interpretiert.

Ungestüm tänzerisch dann das Scherzando, was die Prager temperamentvoll darstellten. Im folgenden langsamen Satz, der wie ein Accompagnato-Rezitativ gestaltet ist, konnte Fleur Barron ihren Mezzosopran leuchten lassen auf die bekannten Worte aus dem Nietzsche Gedicht "denn alle Lust will Ewigkeit".

Endlich treten die beiden Chöre im Engels Gesang des nächsten Satzes hinzu. Und Dirigent Semyon Bychkov feuerte alle Ensembles zu lichtvollen himmlischen Bildern an, das Glockenspiel unterstrich das gesungene BimBam.

Völlig ungewöhnlich ist der Schluss der dritten Sinfonie in langsamen Tempo. Ursprünglich sollte ein siebter Satz,  ein rasches Finale folgen. Allerdings verwendete dann Mahler diesen schnellen Satz  in seiner vierten Sinfonie, somit bleibt es bei einem langsamen Ausklang. Ein sattes Schwelgen zuerst nur mit den Streichern, wobei sukzessive die Holz- und Blech Bläser hinzutreten, machte aus diesem Finale einen hymnischen Schlussgesang. Ein gelungener Mahler Abend, der mit der Interpretation dieser gigantischen dritten Sinfonie sicher Maßstäbe setzte.

Jean B. de Grammont

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