Dvorak in Amerika

Die Würth Philharmoniker unter Claudio Vandelli konzentrierten sich zusammen mit dem Meister-Cellisten Mischa Maisky  im Festspielhaus Baden-Baden ganz auf Antonin Dvorak.

Einmal kam dessen großartiges Violoncello-Konzert h-moll zur Aufführung. Es ist eine der Ikonen der Cello-Literatur nicht nur  der Spätromantik, sondern ganz allgemein nach Haydn und Boccherinis Cello-Konzerten erstmals wieder ein gewichtiges Werk für dieses Instrument.

Zum anderen die Symphonie Nr. 9 e-moll "Aus der neuen Welt". So böhmisch inspiriert voller Musikalität und Musikantentum im besten Sinne beide Werke sind, so entstanden sie doch tatsächlich während eines Amerika Aufenthaltes des Komponisten nach 1893/94 in New York, als Dvorak Gastprofessor einer privaten Musikakademie war.. Und die Symphonie "Aus der neuen Welt" bezieht sich sogar teils explizit musikalisch auf die Vereinigten Staaten und deren Völker, klingt aber freilich mehr nach Dvorak und kaum exotisch. Obgleich der Komponist die Musik der Farbigen und der Indianer kennenlernte. Selbst die bekannte schwelgerische Weise des langsamen Satzes, die auf ein Indianisches Motiv zurück gehen soll, atmet mehr böhmische Melancholie für den nicht informierten Hörer.

 

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Festspielhaus Foto Andrea Kremper

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Doch zunächst zum Cello-Konzert. Was ist das nicht für ein wundervoller Eröffnungs-Satz. Weiträumig mit funkelnd prunkvollem Blech und markanten Themen, einem lyrischen weitschweifigen Seitengedanken und Waldes-Sehnsucht, die in wunderschönen Horn-Melodien ausgeführt wird. Hier kann sich das Violoncello großartig wie virtuos entfalten und mit einer ausgesprochen feinsinnigen und erlesen gestalteten Tongebung führte das, der mit seinem betont individuell charakteristischen Spiel großartig glänzende Mischa Maisky aus.

Im langsamen Satz wird ein Lieblingslied von Dvoraks Schwägerin zitiert "Lass mich allein". Dasselbe wird eingewoben in einen herrlichen lyrischen Satz. Hier mochte sich das  Cello Maiskys aussingen,  begleitet von luftigen Holzbläser-Kantilenen und grundierenden  Wald Hörnern. Beim Anhören des Satzes mochten wir uns in den weiträumigen böhmischen Wäldern wähnen und den Duft der Einsamkeit und des Waldes gleichsam aus den Tönen einatmen.

Im Finale endlich ging es rhythmisch markant zur Sache. Es gelang Mischa Maisky ein zupackendes Solo und die Würth Philharmoniker begleiteten immer akkurat und rhythmisch akzentuiert, somit war es ein vollkommen gelungener Ausklang dieses herrlichen Cellokonzerts. Als Zugabe gab Mischa Maisky sehr verinnerlicht die Sarabande   aus der 5 Violoncello Suite in c-Moll von Johann Sebastian Bach sehr romantisch und gefühlvoll gespielt.

Nicht weniger gelungen war die Darstellung von Dvoraks Symphonie aus der neuen Welt unter Claudio Vandelli der Würth Philharmoniker. Diese groß angelegte Sinfonie mit ihrer langsamen Einleitung und vielen feinen Details wurde als echte Hommage an Amerika gedeutet. Klangvoll, aber konzise und kompakt kam sie daher mit viel Lyrik im langsamen Satz bereichert mit schönen Oboen-Soli und gefühlvollen Gesten. Insgesamt endete es tanzhaft rauschhaft und im Triumph. Thank you to Dvorak and his Genius.

Jean B. de Grammont