Schuhmann Szenen für Klavier

Der Pianist Matthias Kirschnereit hat auf seinem Album "Szenen" mehrere bekannte Klavier-Zyklen von Robert Schumann aufgenommen. Zugleich ist dabei ein erst 2009 in der Leopold-Sophien-Bibliothek zu Überlingen entdecktes kleines Charakterstück als Weltpremiere enthalten. Das Klavier war Robert Schumanns ureigenes Instrument. Hier konnte der Komponist seiner reichen oft literarisch genährten Fantasie Ausdruck verleihen. Die Poesie des Florestan, und der Elan des Eusebius werden hier in die Tasten gelegt. Diese Fantasie-Gestalten Robert Schumanns.

Kirschnereit gelingt das vorzüglich. Der Dichter Jean Paul mit seinem Roman Fragment  "Flegeljahre" stand Pate zur Komposition des Zyklus der Papillons.

Es beginnt im Walzer-Schritt und dieser Walzer Ton wird leicht und elegant über mehrere variierte Sätze hindurch- gehalten bis zum Schluss.

Da flattern die Schmetterlinge der musikalischen Fantasie. Mit tänzerischer Leichtigkeit und dennoch romantischer Tiefe eines Schumann deutet Pianist Kirschnereit diesen Zyklus.

Noch berühmter sind sie Kinder-Szenen. Innige Miniaturen und Charakterstücke. In diesem Fall war E.T.A. Hoffmann der geistige Urheber. Besonders bekannt sind die Sätze "von fremden Ländern und Menschen" oder die "Träumerei" und der Schlusssatz "der Dichter spricht". Auch diesen oft aufgenommenen Sätzen Schumanns verleiht Kirschnereit durchaus eigene Züge. Der Pianist trifft den Tonfall, ohne zu übertreiben. Es entsteht nie eine allzu romantische Süße, die etwa "die Träumerei" unerträglich machen kann.

Das kleine Stück "Ahnung", der Fund aus der Bibliothek zu Überlingen, schließt sich stilistisch den Kinderszenen nahtlos an und könnte sogar ursprünglich für diese gedacht sein. Das Blatt brachte Clara Schumann 1856 persönlich nach Überlingen und schenkte es dem vorübergehend bei seiner Mutter in Überlingen wohnenden  Künstler Julius Allgeyer, den sie von seiner Ausbildunszeit an der Düsseldorfer Kunstakademie kannte.

Auch der Zyklus der Waldszenen geht auf eine literarische Vorlage Heinrich Laubes zurück.

Der Wald als Sehnsuchts-Ort der Romantik wird hier von Schumann fantasievoll beschrieben. Kirschnereit gestaltet aus diesen Miniaturen eindrucksvolle Bilder, die "einsamen Blumen" leuchten, der "Eintritt" und der "Jäger auf der Lauer" werden stimmungsvoll gezeichnet, die "verrufene Stelle" behält ihr Geheimnis, die "freundliche Landschaft" breitet sich musikalisch lichtvoll aus und der zauberhafte "Vogel als Prophet" gerät zu einem Idyll.  Das "Jagdlied" lässt Hornmotive erklingen und der Abschied gelingt wie ein Lied ohne Worte.  Das wird alles sehr gekonnt gestaltet.

Am Schluss steht Schumanns letztes musikalisches Werk: die Variationen in Es-dur über ein eigenes Thema, die sogenannten Geistervariationen. Auch hier lässt Kirschnerreit  noch einmal, in diesen geheimnisvoll schwebenden Variationen, die romantischen Klangfarben eines Robert Schumann wunderbar leuchten.

Jean B. de Grammont

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