Nachruf auf ein Zigarren Kaminzimmer

Bis vor kurzem noch gab es in Baden-Baden eine sehr gemütliche Smokers Lounge. Und zwar das Kaminzimmer im Atlantic Parkhotel. Zwar gibt es das Hotel nach wie vor, aber unter neuem Management.

Dies scheint nicht viel übrig zu haben für unschuldige Vergnügungen wie die Musik und Zigarren wie vielleicht anderes mehr.

Wir bedauern das zutiefst! Das erste was ins Auge stach, war, dass man den schwarzen Flügel aus dem Kaminzimmer des Atlantic Hotels entfernt hat.

Zwar gab es neuerdings hübsche Blumen-Dekoration auf den Tischen, das ersetzt aber keine Musik und auch keinen Genuss hochwertiger Zigarren. Fraglich bleibt auch, ob dieser Raum nach wie vor zu späterer Stunde für externe Gäste genutzt werden kann. Wahrscheinlich weniger. Dies wäre zu beklagen. In Baden-Baden fehlte somit ein wunderbarer Raum mit dunkler Holzvertäfelung und einem großen Gaskamin, alten mit Gold gerahmten Bildern, alten Büchern in Vitrinen und sogar Delfter Vasen des 18. Jahrhunderts, der sich zur Freude des Tabak Genusses wunderbar schickte. Ein echtes Refugium. Wir beklagen euch Liebhaber feiner Zigarren. Jeden ersten Mittwoch im Monat pflegte hier ein Zirkel eines Tabakskollegium sich zu treffen, das allerdings von einem plumpen Klotz mit schlechtem Geschmack geführt wurde . Darum ist es nicht schade  Ach ihr und viele andere aber, ihr echten Connaisseurs und feine Genießer?

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Ach wohin, ach wohin könnt ihr kommenden Herbst und Winter weichen, wenn die Nächte wieder kälter werden und draußen ein frischer Nordwind weht vielleicht gar erste Schneestürme durch den Schwarzwald fegen? Ich beklage euch, einst saßet ihr  lange Nächte dort  am wärmenden Kamin zu Punsch, Rotwein und rauchenden Zigarren. Bald perlte der Champagner im Glas. Oder rubinrot funkelte ein erlesener Rotwein aus Frankreich aus dem Becher. Nun sind die Kelche fort. Auch die singenden Musen die munter trällerten nachts  zur Klavierbegleitung. Wo sind sie? Verbannt wie die Havannas. Schön war's. Das Ende einer alten Tradition. Zuletzt rauchte ich noch eine Churchill zum Abschied. Wer weiß vielleicht wurde seit den Zeiten als das Hotel noch Maison Angleterre hieß, durchgängig gepafft. Vornehme Engländer vielleicht und sicher mancher Fürst, einer ward  von Bismarck geheißen, ließ hier den Tabak Dampf seiner Zigarre zur Decke emporsteigen. Ein russischer Zar darunter und  Kaiser Wilhelm I. Wohl auch Kaiser Napoleon III und viele andere hohe und elegante Herren pflegten hier Ihre Zigarren zu genießen. In welcher Tradition stand also der Raum! Schade, dass der Denkmalschutz nicht so weit geht, dass man auch das Paffen der Zigarren in diesem Raum unter Denkmalschutz stellt! Wir beklagen euch ihr Puritaner. Wir beklagen euch ihr Gesundheitsapostel. Schade um diesen Raum, dessen beste Stunden im Dampfe der Zigarren zu genießen waren. Ihr seid dahin ihr glücklichen Stunden, fahret dahin! Rufe Ich gerne mit barockem Pathos hinaus über die Oos in das nächtliche Baden-Baden, das in Stille verharrt und den "Salon des Cigars" sich zurück wohl wünscht. Da schon steigt geheimnisvoll der Vollmond auf über dem schwarzen Kamm der Berge. Als ob sein bleiches Angesicht mit klagen möchte über diesen Verlust.

Jean B. de Grammont