Musik

BADEN-BADEN Spätherbst und Winter kulturell

Ein Essay - Von Jean B.de Grammont

 

MELANCHOLIE  im HERBST

Die Melancholie des Herbstes hat wohl am wehmütigsten eingefangen Nikolaus Lenau. Viele seiner Gedichte besingen die Tristesse der späten Jahreszeit unvergleichlich. Er möchte der Natur nachsterben, entspechend hochromantisch lauten seine Verse:

 

Rings ein Verstummen, ein Entfärben, wie sanft den

Wald die Lüfte streicheln.

Sein welkes Laub ihm abzuschmeicheln;

Ich liebe dieses milde Sterben. ... ....

In dieses Waldes leisem Rauschen,

ist mir als hör ich Kunde wehen,

daß alles Sterben und Vergehen

nur heimlich still vergnügtes Tauschen."

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Der Dichter war einst in Baden-Baden zu Gast.

Lenau logierte im Badischen Hof, dem ersten Luxushotel Baden-Badens und des Südwestens überhaupt, erbaut von Verleger Friedrich von Cotta.

 

Anders Alexander Puschkin. Zwar war der russische Dichter im Gegensatz zu vielen seiner Poeten Landsleute nie hier. Aber für ihn ist der Herbst die schönste Jahreszeit, wie heißt es in seinem Gedicht-Fragment Herbst so treffend?

 

"Die Tage des Spätherbst werden gewöhnlich gescholten. Aber sie sind mir lieb in ihrer leuchtenden stillen Schönheit und Demut"

 

Weitere Stanzen Puschkins besingen den Herbst wie folgt:

"Traurige Zeit! Oh Charme! Deine Abschieds-Schönheit ist mir angenehm- ich liebe die großartige Natur des Welkens- Wälder in Purpur und Gold gekleidet."

Ferner heißt es:

"Jetzt ist meine Zeit, ich mag den Frühling nicht".

"Und jeden Herbst blühe ich wieder, die russische Kälte ist gut für meine Gesundheit, ich fühle wieder Liebe für die Gewohnheiten des Seins".

 

Zwischen diesen beiden Polen bewegte sich gewissermaßen das Baden-Badener Kulturleben im Herbst und Winter 2022. Konzerte, Museen und Theater sind wieder frei zugänglich und bieten die Menge. Es gab zudem ein Fernsehfilm-Festival und einen hinreissenden Tangoabend.

 

Also aufgepasst Genießer: Verzweiflung ob der Tristesse des Herbstes ist nicht von Nöten. Gehobene Kultur- und Tafelfreuden sorgen für ein Lebensgefühl a la Puschkin.

Während der Wanderer in der Natur, sofern dieser an der Oos durch die Parkanlagen der Lichtentaler Allee wallt, prangende Laub-Kronen vieler alter Baum-Riesen in allen flammenden Farbtönen gewahrt. Umliegende  Waldberge setzen in dunklem Grün einen angenehmen Kontrast. Die Laubfärbung wird von Tag zu Tag blasser, das Laub fällt und fällt als gäbe die Szenerie ein Spiegelbild der Lenau'schen Wehmut. Indes ist erster Schnee gefallen und Berge wie Allee-wiesen sind in weiße eisige Kleider gehüllt. Die Äste der Bäume wirken durch den weißen Überzug noch filigraner.

 

MUSIK im FESTSPIELHAUS

Wenden wir uns zunächst dem international gefeierten Festspielhaus zu, das Vielen etwas bieten möchte. Wir sehen das allerdings kritisch. Bei allem Verständnis dafür, dass über 2500 Plätze gefüllt sein wollen. Aber das allein zeigt schon, dass es auf mehr auf Masse, statt auf Klasse abzielt.

Wenn sie Unverschämtheiten der Saaldiener wünschen, sind sie im Festspielhaus genau richtig. Dasselbe wird von einem Kreis aus überwiegend wohl prosperierenden Gernegross, die sich als Kulturmenschen präsentieren wollen, getragen. Ausnahmen bestätigen zuweilen die Regel.

Das Programm wird ihnen garantiert Langeweile auf höchstem Niveau bieten. Denn es sind immer die gleichen Stars und Sternchen der Klassik-Szene, meist der zweiten und dritten Wahl, die hier auftreten. Wenige Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. Deshalb ist es eigentlich Zeitverschwendung diesen Ort aufzusuchen. Schön ist lediglich die Eingangshalle des einstigen Fürsten-Bahnhofs. Diese lohnt den Besuch. Was danach kommt gleicht einem Großkino, keinem Opernhaus. Die Akustik ist mittelmäßig, das Interieur medioker. Für Fans moderner Möbelhersteller, die Schrott teuer verkaufen,  bestens geeignet. Sollte Ihnen das genügen, dann gehen sie weiter. Ansonsten empfehle ich Mozart im eigenen Salon  vor der Stereo-Anlage oder am Pianoforte. Sie kommen auf ihre Kosten und sparen enorm. Idealerweise hören sie die Musik ihrer Wahl in ihrem Château am flackernden Marmor-kamin aufgeführt auf einem Clavecin oder gar von einer kleinen Hofkapelle. Aber das ist ein Luxus, den sich nur ambitionierte Individualisten mit viel Kapital leisten können. Für diese Klientel ist das sogenannte Festspielhaus ein Gift und kein vin rouge clos du roi.

Aus diesem Grund ist es uns ein Vergnügen, die meisten Aufführungen an diesem tristen Ort nicht zu erwähnen. Von zwei Ausnahmen abgesehen.

Wie heißt es in Dantes Inferno: "Wer hier eintritt, lasse alle Hoffnung fahren".

Dennoch gibt es selten Lichtblicke aus der kulturellen Hölle in Richtung kultureller Himmel.

Sogar beim Herbstfestival la grande Gare, was ja zum Fürstenbahnhof passt. Ich war an jenem Nachmittag unpässlich, da anderwärtig verabredet. Glücklicherweise ging aber ein guter Freund in das Verdi-Requiem mit Musica Aeterna unter Dirigent Theodor Currentzis.

Besagter Freund ist ein echter Connaisseur der Musik, er spielt vortrefflich Violoncello und dirigiert. Erst ging es im Hotel-Fahrstuhl des ersten Hauses am Platze, dem Brenners Park-Hotel, schnell und steil bergab, was ja im übertragenen Sinne zum Festspielhaus passt.Da stieg plötzlich der Dirigent Currentzis mitsamt einer attraktiven Muse zu. Mein Freund und das musikalische Paar nahmen obendrein dasselbe Taxi und kamen rechtzeitig zum terminierten Beginn des Konzerts an. Es wäre auch schlecht, wenn das Ensemble ohne Dirigenten anfinge. Aber selbst Solches soll es schon gegeben haben irgendwo auf der Welt. Die Aufführung sei laut meinem Freund sehr beeindruckend gewesen. Große Detail-Arbeit, gut ausgefeilte Kontraste Monumental und feinsinnig zugleich. Der Größe eines Verdi angemessen. Also können wir wieder feststellen, dass Ausnahmen  die Regel bestätigen. Ich traf Currentzis dann am Abend in der Cigar-Lounge besagten Hotels mit einer  Musa beim Rotwein und Rauchware. Alle waren glücklich und zufrieden.

Eine zweite erwähnenswerte Ausnahme gesellte sich im Dezember bei den Aufführungen im Festspielhaus hinzu. Dieser wohnte ich als Ehrengast des Gast-Orchesters bei. Immerhin handelte es sich um eine bemerkenswerte Aufführung von Händels Messias in  der Dubliner Fassung von 1742. Es spielte die Akademie für Alte Musik Berlin, es sang der RIAS Kammerchor und namhafte englische Gesangs-Solisten unter Leitung von Justin Doyle.

Very british indeed! Wohl war es eine Sternstunde im Sinne Stefan Zweigs wie dessen Erzählung "Händels Auferstehung" aus der Sammlung "Sternstunden der Menschheit". Zweigs Erzählung thematisiert bekanntlich die Entstehungsgeschichte des Oratoriums.

Es war hinreissend zu hören, mit welcher Perfektion und Ausgewogenheit Chor- und Barock- Orchester agierten. So fein und intonationsicher wurde gespielt, selbst die Natur-Trompeten klangen sauber und je höher gespielt, desto leuchtend klarer. Die Streicher mit alten Bögen klangen in warmem Edel-Sound.

Der Chor überzeugte bis in die Details der großen Nummern. Inklusive des berühmten Halleluja und der abschließenden Amen-Fuge.

Allerdings gab es bei der Einlasskontrolle wieder Ausbrüche nach Unten. Während bei der Kasse und der Karten-Kontrolle alles ausgeprägt höflich und hilfsbereit ablief, trafen wir auf zwei maskierte Platzanweiserinnen, die etwas gegen meinen Hut hatten, den ich ja abnehmen würde. Sollte das Festspielhaus etwa ein Hort des Antisemitismus sein? Zumindest ist man dort teilweise von einer teutonischen Selbstherrlichkeit und Sturheit, die sehr bedenklich ist. Formfehler werden inklusive geliefert.Extremismus, egal in welcher Form dieser sich verkleidet, ist abzulehnen.

 

TANGO im BENAZET-SAAL

Aber wieder zu erfreulichen Ereignissen aus der Baden-Badener Kulturleben.

Der argentinischen Tango-Nacht!

Als es noch lange nicht feststand, das Argentinien Fußball-Weltmeister werden würde, gab es in Baden-Baden Grund zum feiern.

Im großen Benazet-Saal des Kurhauses von Friedrich Weinbrenner war es eine Lust der langen Tango-Nacht beizuwohnen. Nach zwei Jahren Pause war es bereits die zwanzigste ihrer Art.

Zumal eine ausgesuchte Anzahl an Profi-Tanzpaaren ihr Können zeigte und da ein echtes Tango-Orchester live spielte. Dabei war es durchaus erlaubt und erwünscht und erlaubt selbst das Tanzbein zu schwingen. So viele schicke, dem Anlass entsprechend gekleidete Menschen sahen wir schon lange nicht mehr. Selbst in Baden-Baden ist das eine Ausnahme. Meine zauberhafte Begleitung kam in cremefarbenen Kaschmir und Pelz.

Wir improvisierten nach Prosecco und Wein eine kurze Tango-Einlage mit viel Lebensfreude und

Passion. Überhaupt lebt dieser Tanz von starker Leidenschaft. Die eng aneinander geschmiegten Tanz-Paare geben sich einander hin. Und die grazilen, aber rhythmisch bestimmten und vertrackten Schritte wollen gelernt sein. Die wogenden Ströme der Musik eines Astor Piazolla und anderer Meister gluten dahin mit Bandoneon, Klavier, seufzende Violine, Schlagzeug und Gitarre. Das Tango-Orchester war fabelhaft. Die etwas zu laute Musik von den Boxen, aufgemacht von einem Disckjokey dazwischen war  angenehm, konnte aber die ausgelassene Stimmung nicht nehmen. Wir saßen ganz oben auf der Empore und sahen ganz unten auf dem Parkett die vielen Tanz-Paare in glücklichem Reigen der Milonga.

Richtig spannend wurde es, als die Profi-Tanzpaare ihre Darbietungen gaben. Das waren Alex Moncada und Martina Waldmann, Carlitos Espinosa und Augusta Piaggio, Jonathan Soaveda und Clarissa Argon sowie Ariel Leguizanon und Yesica Esquievel.

Jedes Paar gab eine individuelle Darbietung ihres Könnens und zeigte was Tango sein kann. Die Nacht rauschte noch lange dahin.

Einzig die überteuerten Speisen und Getränke des staatseigenen Betriebes der Hectors Gastronomie wollten qualitativ nicht recht ins kultivierte Bild der Tango-Nacht passen.

Doch werfen wir nach so viel Bewegung mit tänzerischen Gesten einen Blick auf die statische Kunst der Malerei, die lediglich Momente der Bewegung abzubilden im Stande ist.

 

KUNST im MUSEUM FRIEDER BURDA

Im Museum Frieder Burda ging bis zum 20 November die Ausstellung über naive Malerei der französischen Moderne, die unter dem Motto "Maler des heiligen Herzens" Werke von Andre Bauchant, Camille Bombois, Serephine Louis wie Henri Rousseau und Louis Vivin vereinte.

Dabei konnte man gewahr werden, wie im Umfeld der klassischen Pariser Moderne mit Braque und Picasso andere Zweifel der Kunst sprossen, von Künstlern, die eigentlich in erster Linie einem bürgerlichen Brotberuf nachgingen, dann aber doch zur Kunst fanden und mitunter sogar zu Lebzeiten mit ihren Werken Berühmtheit erlangten. Kunsthändler und Kunstkenner

Wilhelm Uhr war der Entdecker dieser Strömung und er war es auch, der diesen Künstlerkreis erstmals publizistisch würdigte. Uhdes Monographien und seiner Pionierleistung wie zu Leben und Werk des Kunsthistorikers war ein eigenes Kabinett gewidmet.

Besonders beeindruckten die kraftvollen Akte von Bombois und insbesondere die ausgesprochen stimmungsvollen Flusslandschaften Rousseaus, die in geradezu Courbet' schen Nachklang die Idylle der französischen Landschaft in der Provinz mit feinnuancierten Farb- und Helligkeiten  feiern.

 

Im Dezember wurde im Museum Frieder Burda eine weitere Ausstellung eröffnet, die noch bis ins Frühjahr 2023 andauert. Auf diese wollen wir hier nicht näher eingehen. Dieselbe mischt Bestände der Sammlung zumeist arrivierter Gegenwartskünstler mit technischen Gimmicks von Roboter-Puppen und möchte beides in einen Dialog setzen. Unseres Erachtens ein unnötiger Versuch zwischen künstlicher Intelligenz und kreativer humaner Potenz Brücken zu zeigen, die es nicht gibt. Wie formulierte schon der berühmte Dirigent Sergiu Chebidache so treffend den Unterschied zwischen einer Tonaufnahme und einem richtigen Konzert wäre so wie mit Puppe und mit einem Menschen. Wir enthalten uns eines Kommentars und können diese Ausstellung nicht empfehlen.

 

FILM-FESTIVAL

Neben statischer Malerei, elektrisch und per Computer gesteuerter Puppen gab es auch die bewegten Bilder des Films auf der Tele-Visionale Baden-Baden zu bewundern. Die endlich nach längerer Zwangspause wieder stattfand.

Bei der gebotenen Menge an Filmen haben wir uns auf lediglich zwei Vorführungen beschränkt.

Die Gesellschaftsräume vom Weinbrenner Kurhaus dienten als Treffpunkt und insbesondere der Runde Saal darin stand den Finvorführungen zur Verfügung. Wobei es bemerkenswert war, dass bei den Filmpräsentationen Schauspieler und Regisseure meistens zugegegen waren. Was man bei normalen Kinoabenden ja so gut wie nie erleben kann. So konnte ich die Rollenerscheinung und das Original der direkt hinter mir sitzenden Schauspielerinnen und Schauspieler gewlrtigen. In jedem Fall spielten sie ihre Rollen gut.

Einen Blick zurück in die jüngere deutsch-deutsche Vergangenheit warf der Film "Honecker und der Pastor".

Eine Episode aus der letzten Phase der DDR, die auf Tatsachen beruht, aber allgemein gar nicht so bekannt ist. Immerhin existiert mitten in Baden-Baden nach wie vor eine Art innerdeutsche Grenze. Und zwar ist es notwendig beim Betreten des Casinos selbst als deutscher Bürger seinen Personalausweis vorzuzeigen, sonst darf man weder in den Salon der Fortuna, noch in das Restaurant. Der Zutritt wird einem verwehrt. Glück auf etwas andere Art hatten Margot und Erich Honnecker als sie nach dem Verlust ihrer Ämter und ihrer Wohnungen in einem protestantischen Pfarrhaus aufgenommen wurden mitsamt Familienanschluss und christlicher Nächstenliebe soweit möglich. Freilich ergaben sich aus dieser Konstellation eine Menge an tragikkomischen Szenen und Verwicklungen, die aufgrund der unterschiedlichen Herkunft von Gästen und Gastgeber unvermeidlich waren. Dies sorgte für viel Gelächter und gleichfalls für Nachdenklichkeit. Ein sehenswerter Film.

Auf andere Weise tragikkomisch wurde dann die Komödie "Faking Hitler", die Kujaus bekannte Fälschung der Hitler Tagebücher und den folgenden Skandal mit dem Stern-Magazin thematisierte. Stets musste sich der Film an der bekannten Kommödie "Stonk" messen. Freilich konnte er da nicht mithalten. Trotz bemerkenswerter Szenen und treffsicherer Situationskomik überzeugte "Faking Hitler" nicht wirklich. Die beste Szene war vielleicht die des sich überschlagenden Jaguar xj doublesix alter Bauart, als der Stern-Star-Reporter aus dem Autoradio erfuhr das es offiziell eine Fälschung sei, die er unter Hitler für den Stern publiziert. So elegant haben wir selten ein Auto sich überschlagen sehen, wie die britische Wildkatze auf vier Rädern. Und der Jaguar hielt. Great-Britain siegt über Nazi-Deutschland lange nach dem zweiten Weltkrieg symbolisch auf der Autobahn. Viktoria! Viktoria!

Abschluß der TeleVisionale war eine große Gala-Preis-Verleihung im Benazet-Saal.

 

PHILHARMONIE

Wenden wir uns wieder dem Baden-Badener Musikleben in Herbst und Winter zu.

Die Philharmonie ist ein fester Klangkörper der Stadt Baden-Baden. Das Orchester hat eine Konhertreihe im Weinbrenner-Saal, sofern es nicht auswärts auf Tournee ist. In der Abonnements-Reihe diesen Winter gab es einen Schwerpunkt mit Klavierkonzerten für den Steinway-Flügel. Wir besuchten das Konzert, in dem Georges Gershwins nicht so oft aufgeführtes Klavierkonzert präsentiert wurde. Zusammen mit anderen Raritäten, wie der ersten Sinfonie von Josef Suk und Antonin Dvoraks Karneval, war es eine Freude zu hören. Der neue Chefdirigent der Philharmonie Heiko Mathias Förster gab eine gediegene Interpretation.

Das einem Konzert von Gershwin innewohnend Jazzige wurde von der Pianistin Claire Huangei trefflich herausgearbeitet. Ebenso accompagnierte das Orchester mit dem passenden rhythmischen Drive.

Dem standen die Wiedergaben der Stücke Dvoraks und Suks nicht nach. In dem überaus schönen klassizistischen Festsaal mit großem Lüster ist es immer Etwas Besonderes der Musik zu lauschen. Man fühlt sich alleweil festlich erhoben.

 

OPERN-AKADEMIE

Weitere musikalische Juwelen unter den Nachwuchs-Gesangs-Talenten sind in Baden-Baden  zu finden bei Veranstaltungen der Opernakademie.

Ein besonderes Anliegen des Vereins Opernakademie Baden-Baden e V. ist es, begabten Nachwuchs zu fördern. Der Verein möchte das junge Sängerinnen uns Sänger ideale Auftrittsmöglichkeiten bieten, um den Talenten entsprechend der späteren Praxis Erfahrungen im Konzertleben zu ermöglichen. Auftritte mit Klavier- oder  Orchester-Begleitung sind hier machbar. Als Partner fungiert die Philharmonie Baden-Baden und ausgesuchte Korepititoren am Klavier. Wir hatten das Vergnügen einer vorweihnachtlichen Soiree in Brenners Park Hotel im Festsaal des Hauses beizuwohnen. Es war in der Tat eine Freude, den Sopranistinnen Johanna Bohnenstengel und Lena Geiger, Marine Zorko Mezzo-Sopran und Friedemann Gottschich zu lauschen. Dabei kamen Ausschnitte aus Opern Schuberts, Mozarts, Puccinis, Massenets, sowie Arien und Lieder J.S. Bachs und Mendelssohns zu Gehör. Eine wahre Fundgrube für Konzertagenten, die bei solchen Kostproben die Stars von Morgen sichten können.

 

FINALE im THEATER

Nicht zuletzt hat Baden-Baden mit seinem kostbaren Theatergebäude von 1862, das ganz im französischen Stil der Epoche gehalten ist und von Architekt Charles-Antoine Couteau entworfen wurde, ein wunderbares Forum für Schauspiele. Sponsor des Gebäudes war seinerzeit der Betreiber des Spielcasinos Eduard Benazet. Ehedem wurden hier Opern aufgeführt und uraufgeführt wie z.B. Hector Berlioz' "Beatrice et Benedict".  Selbst heute dient das Theater einem festen Schauspiel-Ensemble als Spielstätte. Ausnahmsweise wurde mit "La Cage aux Folles" ein ganzes Musical dargeboten. Freilich mit Unterstützung vieler auswärtiger Darstellerinnen und Darsteller. Wir wohnten dem Spektakel in einer seitlichen Loge bei. Herrlich Plüsch das Rot-Goldene Interieur im Stil des Neo-Rokoko.

Darüber der gemalte Plafond von Alexis Joseph Mazerolle mitsamt großem Kristall-Lüster in der Mitte.

Das Erfolgs-Musical vom Brodway wurde von Jerry Herman komponiert und basiert auf einem Theaterstück von Jean Poiret. Am hiesigen Theater wurde aus der Komödie zweier unterschiedlicher Elternpaare, das eine liberal und künstlerisch, zudem homosexuell, mit adoptiertem Sohn; das andere  konservativ und parteipolitisch aktiv mit eigener Tochter, eine glänzende Revue. Beide Kinder ungleicher Elternpaare verlieben sich ineinander. Freilich gibt es vom konservativen Abgeordneten ein Veto gegen die Verbindung, als er von den in seinem Sinne unpassenden Eltern erfährt.

Zwar tritt die Mutter als Travestit in der Rolle der Sängerin Zazar  in einem renommierten Nachtclub auf.

Erst versuchen die gleichgeschlechtlichen Eltern das konservative Paar zu überzeugen, in dem sie ihre Rollen vertauschen und vordergründig eine "normale" eheliche Verbindung vorgaukeln. Was zu einem Höhepunkt des komödiantischen Musicals wird. Inszeniert wird ein Art kircliches Festmahl unter dem goldenen Kreuz als Vorspiel einer Vermählung. In jedem Fall fließt im Nachtclub der Champagner in St. Tropez an der RIVIERA in Strömen. Die Tänzerinnen und Travestie-Tänzer in bunten Federkostümen sorgen sorgen von Anbeginn für la Danke und beschwingte Musik, die von einer kleinen Band live aus dem Orchestergraben erklingt.

Eine Kammerzofe, statt Butler, sorgt für das Nachtclub-Ehepaar. Auf der Drehbühne gibt es vielerlei witzige Pointen. Alles in allem ein Stück guter Unterhaltung mit Hintersinn. Musikalisch wie in der Darbietung und in den tänzerischen Revuen, die sich zum Schluß hin, überbieten wollen, grundsätzlich gelungen. Es wird ein Feuerwerk an Farben, Bewegungen, und musikalischen Ideen abgebrannt.

Kurzum, hier schließen Kultur-Herbst und -Winter zu Baden-Baden  mit einem  funkelnden Finale, das der alten mondänen Kurstadt angemessen ist.

Das kulturelle Treiben von 2022 leuchtet ins neue begonnene Jahr weiter und  unsere Hoffnung bleibt, das der kulturelle Funke weiter glüht.