Konzert Wiener Melange im Festspielhaus
Was kommt dabei heraus wenn man innerhalb eines Programms Mozart, Schönberg und Beethoven mischt?
Also Wiener Klassik, frühe und späte Romantik oder schon frühe Moderne. Auf jeden Fall eine eigenwillige Wiener Melange. Geschehen im Festspielhaus am Freitagabend zu Baden-Baden im Konzert des Mahler Chamber Orchestra unter Leitung von Andris Nelsons zusammen mit der Sopranistin Christiane Karg.
Eingangs stand eine der berühmten Konzert- Arien für Josepha Duschek aus Prag. Familie Duschek, er Komponist und Pianist, sie Sängerin und Komponistin. Oft waren die Mozarts bei den Duscheks zu Gast. Wann immer sie Böhmens Hauptstadt besuchten.
Die Konzert-Arie "bella mia fiamma, addio", zusammengesetzt aus einem Accompagnato und einer da capo Arie, zeigt Mozarts reifen Opern-Stil aufs Beste.
© Festspielhaus BAD | Andrea Kremper
Unter Andris Nelsons Leitung erblühte das Orchester durchaus in schönen Linien. Allerdings war die Gurgel von Christiane Karg nicht ganz so geläufig wie sich das Mozart wohl vorgestellt hatte und kam sicher nicht an die Sopranstimme der Duschek heran. Auch wenn wir von dieser keine Aufnahmen besitzen, ist das doch schwer anzunehmen. Zwar sang Christiane Karg geläufig und traf auch durchaus gut die Linien aber es war keine Sternstunde der Mozartischen Musik. Weit besser wurde das dann bei Arnold Schönberg, seiner noch der spätesten Romantik verpflichteten Komposition "Verklärte Nacht" nach einem Gedicht von Richard Dehmel. Hier gegeben in der Streicher-Fassung für Orchester, statt für Streichsextett.
Feinste Linien und Schattierungen gelangen dem Mahler Chamber Orchestra unter Andris Nelsons Dirigat. In Schönbergs Musik wird die im Gedicht geschilderte Geschichte beinahe programmatisch nacherzählt. Viel Melodramatik, Abwechslung und durchaus Spannung sind darin enthalten. Das wurde alles nachvollziehbar.
Auch Beethoven komponierte Konzert-Arien, wie die Szene und Arie für Sopran und Orchester Opus 65 "ah perfido".
Hier gelang die Darstellung von Christiane Karg geläufiger wie noch bei Mozart und auch das Orchester, das insbesondere in den Holzbläsern sehr feinsinnige Passagen vorweist, kam seiner Aufgabe trefflich nach.
Der Höhepunkt war allerdings ohne Frage Beethovens berühmte fünfte Sinfonie, der man lange Zeit das Schicksalhafte andichtete. Mit ihren heroischen Eingangs-Schlägen im Hauptthema und einer besonders dichten Verarbeitung. Andris Nelsons arbeitete zusammen mit dem Maler Chamber Orchester die Spannung und Dramatik dieses Kopfsatzes hervorragend heraus, verzichtete allerdings auf weitreichende Wiederholungen und kürzte somit diesen Satz ab, was sicher der Dramatik förderlich war. Nach diesem Brio-Satz dann ein straffes Andante con moto mit viel rhythmischer Rhetorik und gut gesetzten Bläser- Einwürfen. Das scherzhafte Allegro mit Trio darauf ebenfalls feurig und temperamentvoll. Aber endlich setzte das Finale ein Feuerwerk an Impulsivität frei. Sausende Posaunen und jubelnde Hörner, das war der Sound der Revolutions-Zeit. Hier im Festspielhaus mitreißend verlebendigt und mit Standing Ovations seitens des Publikums belohnt.
Jean B. de Grammont