Romeo y Julieta

Die Havanna Marke Romeo y Julieta zählt zu den berühmtesten  und bekanntesten Zigarren Kubas.

Unter diesem Namen firmieren auch Zigarren aus Honduras.

Wir beschränken uns hier nur auf die kubanischen Formate.

Jeder Aficionado lächelt, wenn er allein den Namen Romeo y Julieta hört. Denn das ist ein Synonym für Spitzenqualität.

Den Torcedores  wurde tatsächlich während ihrer Arbeit aus Shakespeares Drama Romeo und Julia vorgelesen. Daher rührt der Name. Die tragische Geschichte des Liebespaares verfeindeter Eltern aus Verona und Mantua aus den Geschlechtern der Montague und Capulet. Romeo und Julia nehmen sich letztlich das Leben, da sie aufgrund der Feindschaft ihrer Eltern nicht zueinander finden können.

Der Begründer der Marke war Rodriguez Fernandez, von allen Pepin genannt. Dieser übernahm nach 1903, die damals kaum bekannte Fabrik, die seit 1875 für den kubanischen Markt Zigarren unter dem Namen Romeo y Julieta herstellte. Pepin legte sich ins Zeug und half der Zigarrenfirma auf, bereiste die ganze Welt und gab seinen Abteilungsleitern eine große Dividende. Das führte zu großem Erfolg. Die Zahl der Arbeiter stieg auf 1400, so dass man  in eine größere Fabrik umziehen musste, die noch heute zu den Fabrikationsstätten der Marke gehört.

Zu den Kunden zählten Könige, Staatsoberhäupter und berühmte Persönlichkeiten.

Pepin lieferte teils exklusive Zigarren mit persönlichen Bauchbinden.  Eine Zeit lang gab es fast 20 000 verschiedene Bauchbinden. Zudem war Pepin ein Fan von Shakespeare, insbesondere vom Drama Romeo und Julia. Er versuchte sogar das vermeintliche Haus der Eltern von Julia in Verona zu erwerben. Was ihm leider nicht gelang, immerhin konnte er einen Stand davor eröffnen, wo  jeder Besucher des Hauses mit dem bekannten Balkon im Innenhof eine gratis Zigarre erhielt, das blieb bis 1939 so.  Insofern war Pepin ein Werbeprofi.

Die hübschen  bunten Zigarrenkisten von Romeo y Julieta haben viel kubanischen Charme, sie tragen als Motiv auf dem Deckel innen wie außen genau diesen Balkon mit dem Liebespaar in historischer Tracht. Von Blumen umrankt und neben dem Markennamen  in goldenen Lettern auf  rosafarbenem Band, prangen die für ihre Qualität erbrachten Goldmedaillen der Marke. Das erfreut das Herz!

Wir kosteten eine der berühmten Churchills des Hauses. Und zwar die short Churchill, ein klassisches Robusto Format. Übrigens zählte Romeo y Julieta zur Lieblingsmarke des britischen Staatsmanns, Schriftstellers und Malers Sir Winston Churchill.

Die ersten Zigarren des Churchill Formats wurden also nicht von ungefähr nach Sir Winston Churchill, aus dem Hause der Duke of Malborough, benannt.

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Die short Churchill ist hervorragend verarbeitet, hat ein mittelbraunes leicht öliges Deckblatt. Neben der roten goldumrandeten Binde, auf denen in weißen Buchstaben der Markenname steht, ziert zusätzlich eine goldene Binde mit der spezifischen Bezeichnung short Churchill die Zigarre und verleiht dieser eine höhere Wertigkeit.

Hat man die Churchill erst einmal angezündet, entfalten sich die markenspezifischen Aromen auf das Schönste.

Da ist ein gewisses Kaffeeröstaroma anzutreffen, das bald in Schokoladen und Holznoten übergeht.

Der Charakter ist mittelkräftig, man spürt  bisweilen kubanische Erde und einen Touch Leder. Der Geschmack nimmt allmählich zu, bleibt aber bis zuletzt rund und ausgewogen. Der Zug ist gut und der Abbrand gleichmäßig Die Zigarre ist in gewisser Weise vergleichbar mit lange gelagerten tanninreichen  Grand Cru aus dem Bordeaux. Sofern sich Weine und Zigarren miteinander messen lassen dürfen.

An die anderthalb Stunden Rauchgenuss sind durchaus möglich. Wir genossen die Romeo y  Julieta short Churchill mal nach einem Picknick im Rosengarten an der Oos, zu einer kräftigsanften Cuvée aus dem Herault nahe von  Beziers  in Südfrankreich, nämlich einem Saint-Georges d'Ibry 1860. Ein treffliches Pairing. Ein andermal schmauchten wir sie in einer der wenigen verbleibenden schicken Smokers Lounge eines Restaurants zu Baden-Baden, das früher den Namen eines berühmten Florentinischen Adelshauses trug und wunderten uns über die höchst provinzielle Schließzeit um 22 Uhr. Und natürlich pafften wir gemächlich die short Churchill von Romeo y Julieta ebenfalls längs  der Lichtentaler Allee unweit der Fontäne zwischen den Palais.

Jedem Genießenden seien die Zigarren des Hauses Romeo y Julieta  wärmstens empfohlen.

Jean B. de Grammont