Die Winterfestspiele im Festspielhaus Baden-Baden fanden ihren Abschluss mit einem Gastspiel des Bayerischen Staatsballetts. Diesen Part hatte bislang in der Vorweihnachtszeit das Mariinski Theater übernommen. Aus politischen Gründen hat man davon abgesehen. Allerdings sind einige Mitglieder des Staatsballetts ehemalige Tänzerinnen und Tänzer des Bolschoi und Mariinski Theaters. Die Freiheit der Kunst setzt sich eben doch gegenüber politischen Doktrinen durch.
Um ein Märchen anderer Art ging es auch auf der Bühne, nämlich die Märchengeschichte von Cinderella, dem Aschenbrödel, in der Fassung der Brüder Grimm. Das war Anlass zu einer ausgefeilten Choreographie Christopher Weeldones zur höchst einfallsreichen Musik Sergej Prokofjews, die in der Tradition der großen Ballettmusiken von Tschaikowsky steht, aber diese in die moderne Zeit der Sowjetunion übertragen hat.
Es spielte die Philharmonie Baden-Baden unter Leitung von Gavin Sutherland sehr engagiert und mit tänzerischem Schwung. Bühne und Kostüme von Julian Crouch waren ausgesprochen opulent und fantasievoll.
Hinzu kam der Einsatz des erfahrenen Puppenspielers in der Kutschen und Baum-Szene Basil Twist.
Copyright Festspielhaus Julian Mac Kay
Immer wieder taucht der Walzer als feste Form auf in der Partitur Prokofjews. Musikalisch wurde das adäquat umgesetzt, das Orchester verschwand ganz im Graben in großer Besetzung und nur seine Klänge schillerten im Raum des Festspielhauses. Dazu das schöne Bühnenbild, Märchen-Szenen zum Schwelgen im Historismus. Das war nichts für Freunde reduzierter Inszenierungen, aber keinesfalls ein Griff und die Mottenkiste tradierter Klischees.
Eine Fülle schöne Bilder mit Pas de Deux und großen Ballettszenen breitete sie sich nun aus. Erst der Tod von Cinderellas Mutter, der aus den Tränen emporwachsende Baum. Darauf der Prunk des königlichen Palastes. Witzig die Galerie im königlichen Palast mit großen Fotografien. Prinz Guillaume soll aus politischen Gründen heiraten, wie es eben in seinen Kreisen üblich ist..
Derweil sitzt Cinderella in der Küche am großen Kamin. Ein Tanz in der Küche bereitet die große Ballnacht vor. Der aus den Tränen über den Tod der Mutter gewachsene Baum wird immer größer als Cinderella wieder am Grab ist kommen die Geister der Leichtigkeit des Fließens des Großmuts und das Geheimnisses zu ihr und sie lehren Cinderella die Tanzschritte, die sie auf dem großen Ball benötigt. Nun wird sie in einer großartigen Kutsche abgeholt und sie kommt zum Ball. Auch dies eine fantastische Szene, die vom Puppenspieler Twist übernommen wird. Der große Ball mit Walzerrauschen nimmt den ganzen zweiten Akt ein.
Einen goldenen Schuh hinterlässt Cinderella auf dem Ball. Nun beginnt die große Suche nach Aschenbrödel auf Geheiß des Prinzen Guillaume. Endlich ist die Prinzessin gefunden und es gibt ein Happy End mit königlicher Hochzeit. Und wir durften alle in köstlichen Bildern und Ballett-Szenen schwelgen und uns an der herrlichen Musik erfreuen.
Jean B. de Grammont