Händels Oper Cleofida

Georg Friedrich Händel komponierte für seine neu gegründete Opernakademie zu London im Jahre 1729 das  dramma per musica Poro. Eine Geschichte über den Großmut Alexanders des Großen gegenüber dem indischen König Poro und seiner Gemahlin der Königin Cleofida. Die Handlung setzt gleich ein nach einer verlorenen Schlacht des indischen Heeres gegenüber dem der Makedonier. Für die Saison 1732 am Hamburger Opernhaus bearbeitete Händels Freund Georg Philipp Telemann die Oper Poro vollständig neu. Nun heißt die Oper Cleofida Königin von Indien.

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Telemann seit 1722 auch Direktor der Hamburger Oper verwöhnte sein Publikum mit italienischen und französischen Opern wie mit selbst komponierten Bühnenwerken. Dabei wirkte der Komponist entscheidend an der Entwicklung des deutschen Singspiels mit, wie insbesondere sein Meisterwerk dieser Gattung die Oper Emma und Eginhard belegt. Bedauerlicherweise fehlt von dieser Oper nach wie vor eine Einspielung. Teils sind auch Telemanns Opern mehrsprachig. Georg Friedrich Händel spielt bei den Gastkomponisten eine wichtige Rolle. Telemann überarbeitete unter anderem dessen Opern Ottone und Giulio Cesare. Meist komponierte Telemann die Rezitative völlig neu in deutscher Sprache, teils setzte Telemann auch eigene Arien und kleinere Szenen hinzu.

Seit kurzem liegt Telemanns Fassung von Händels Poro in einer Weltersteinspielung vor. Das ist dem Unternehmergeist des Labels CPO zu danken, dass sich seit jeher für Raritäten und wenig gespielte Meisterwerke einsetzt.

Jede Menge wunderbare Musik enthält Händels Oper. Dazu passen die deutschen Rezitative in der Vertonung Telemanns ausgezeichnet, denn diese sind nah am Wort und ausgesprochen expressiv. Somit wird der Verlauf der Handlung sogleich plausibel. Telemann passte aber auch die Gesangspartien der Solisten an die Hamburger Verhältnisse an, denn hohe Stimmen für die männlichen Partien waren hier nicht üblich. Wenngleich ein Kastrat in der Telemann-Fassung von Händels Giulio Cesare gastierte. Außerdem komponierte Telemann einen kurzen Jubelchor zum Finale.

Das Ensemble Il Gusto Barocco unter Leitung des Cembalisten Jörg Halubek hat sich diesem Juwel angenommen. In farbiger Besetzung tritt es an. Zu den Streichern mit Basso Continuo, der überdies mit einer Barockharfe bereichert wird, treten zwei Blockflöten, Traversflöte, 2  Oboen, zwei Hörner und Trompete. Freilich werden die Bläser nur zu den passenden Szenen und Arien eingesetzt. Von der französischen Ouvertüre an geht es elegant und leichtfüßig wie mit dem entsprechenden Verve zu. Suzanne Jerosme übernimmt die Partie der Cleofida mit leuchtendem koloraturensicheren Sopran. Florian Götz zeichnet mit kraftvollen Bariton den Porus. Jorge Navarro Colorado mit schlanken Tenor den Alexander. Auch Johanna Pommranz als Erixena glänzt mit ihrer Partie.  Der Altus Leandro Marziotte übernimmt die Rolle des Gandartes mit feinem Timbre, endlich singt Josep Ramon Olive mit sattem Bass die Partie des Timagenes.

Es gibt viele kostbare Momente in diese Oper. Hervorgehoben sei etwa das Schluss Duett des ersten Aktes zwischen Cleofida und Porus. Oder die prunkende Sinfonia zum zweiten Akt mit Waldhörnern.

Wie weitere zahlreiche Arien, die sehr affektvoll gestaltet sind.

Zu bewundern ist stets das italienische Melos bei Händel. Das Pathos der Helden  ist großartig, dass hat einmal Romain Rolland zu dem Ausspruch veranlaßt, dass uns Händels Heroen erscheinen wie aus fernen Welten. Im dritten Akt gibt es gar zwei Arien, die dermaßen dramatisch und effektvoll gestaltet sind, dass sie Charles Burney zu dem Ausspruch veranlassten die Arie des Poros" S'affretti per la Morte"

wäre eine der großartigsten Arien Händels überhaupt.

Dann gibt es auch idyllische Partien wie die schäferhafte Arie der Erixena "Son confusa pastorella".

Bevor dann alles in den Schlusschören und Ensembles im Jubel endet. Eine sehr empfehlenswerte Aufnahme, die uns mit der Hamburger Aufführungstradition der Händelopern bekannt macht.

Jean B.de Grammont