Das Barock-Ensemble Compagnia Transalpina unter Leitung des Blockflötisten und Jazz Musikers Andreas Böhlen hat beim Label Aeolus kürzlich eine CD mit ausgesuchten Triosonaten und Quartetten Telemanns vorgelegt. Aufgenommen in einer barocken Klosterkirche in der Abgeschiedenheit der Schweizer Alpen. Die Trios sind alle in der Besetzung Barock- Oboe und Flauto dolce mit Basso Continuo gehalten.
Bei den zwei Quartetten tritt noch eine Violine hinzu. Lediglich ein Trio erschien zu Lebzeiten des Komponisten in seiner im Selbstverlag edierten Sammlung „Essercizii Musici“. Alle übrigen Stücke sind lediglich in Abschriften überliefert. Wohl entstanden die Kompositionen etwa zwischen 1716 und 1740. Telemann nennt selbst in seiner Autobiografie von 1740 seine Vorbilder in Sachen Trio Komposition, da fallen die Namen Corelli, Steffani, ja Caldara und Rosenmüller. Bei der italienischen Trio-Sonate waren zwei Violinen die Standartbesetzung. Bei Telemann gibt es solche Trios natürlich auch. Doch Händel und Telemann wie sogar auch Vivaldi schrieben ebenso Kammermusik für Holzbläser. Abgesehen von dem Trio aus den Essercizii sind die übrigen Trios bislang komplett sehr selten aufgenommen worden. Ich kenne nur eine ausgezeichnete alte Aufnahme der Camerata Köln mit Michael Schneider als Flötisten und Hans-Peter Westermann Oboe.
Diese Holzbläser Trios sind durchaus Juwelen barocker Kammermusik.
Die Musiker um den Flötisten Andreas Böhlen sind Profis der historischen Aufführungsweise.
Andreas Helm Oboe, Susanne Scholz Violine, Daniel Rosin Cello, Tomasz Wesolowski Fagott und Michael Hell Cembalo. Entsprechend farbenreich und mit viel rhythmischen Esprit swingen diese Trios und Quartette hier. In den bisweilen improvisierten Details im Continuo-Spiel und akkurater Ornamentik zeigt sich die Delikatesse der Interpretation. Es wundert nicht, dass man im Barock die Töne der Flaute dolce und Oboe mit der menschlichen Stimme verglichen hat. Bisweilen scheinen Telemanns Kompositionen, insbesondere in den kantablen langsamen Sätzen, den Kammer-Duetten für Singstimmen eines Agostino Steffani verwandt. Man könnte diesen Preziosen voller Italianita entsprechende Texte unterlegen. Doch auch rein instrumental bleibt ihre Poesie vollkommen. Zuweilen sind die Melodien eines Händel würdig, so schön sanglich sind sie. Telemann wusste dass er besonders meisterlich Trios komponieren konnte. In seiner Autobiografie von 1740 schrieb er u. a. über seine Zeit als Hofkapellmeister in Eisenach: „aufs Triomachen legte ich mich hier insonderheit, und richtete es so ein, daß die zwote Partie die erste zu seyn schien, und der Bass in natürlicher Melodie und in einer zu jenen nahe tretenden Harmonie, deren jeder Ton also, und nicht anders seyn konnte, einhergieng. Man wollte mir auch schmeicheln, dass ich hierhin meine beste Krafft gezeiget hatte“.
Nicht weniger berühmt und sogar ein Pionier war Telemann in der Komposition von Quartetten. Johann Joachim Quantz lobt Telemanns Quartettkompositionen, insbesondere eine Reihe von Quartetten für Flöte, Violine und Oboe und Generalbass. Davon sind einige nur in Abschriften überliefert. Im Notenstich erschienen im 18. Jahrhundert von Telemann nur drei Quartette der Tafelmusik und die berühmten sogenannten 12 Pariser Quartette zudem eine Serie für zwei Flöten und zwei Celli. Es sind daneben gut 40 weitere Quartette des Komponisten handschriftlich überliefert. Zwei davon werden hier eingespielt. Eines ist dreisätzig und in seiner Anlage wie ein italienisches Konzert. Das zweite Quartett folgt einer viersätzigen Sonata da Chiesa und verbindet kontrapunktische Satz- Kunst und italienisches Konzert. Im Rondo-Finale haben alle drei Solisten die Möglichkeit, ihre Virtuosität in ausgedehnten Soli zur Schau zu stellen. Fantasievoll und mit viel Temperament und Esprit wird hier musiziert.
Jean B. de Grammont