Unweit von St. Gallen liegt auf den Anhöhen bei Lömmenschwil nahe Romanshorn das Restaurant Neue Blumenau.
Linkerhand grüßt der Bodensee in der Ferne und hinter dem Gasthaus steigt das Hügelland bis zu den Bergen des Säntis-Massif an. Am Rande der Schweizer Dorfidylle waltet Bernadette Lisibach in der Küche als Chef de Cuisine. Seit 2019 führt sie einen Michelin Stern und an weiteren renommierten Auszeichnungen mangelt es nicht. Aber von Überheblichkeit gibt es bei ihr keine Spur. Der Gast fühlt sich willkommen und wird freundlich begrüßt von Bernadette Lisibach selbst.
Wir besuchten die Neue Blumenau an einem sommerlichen September-Abend. Es empfahl sich die lauschige Pergola des Garten-Restaurants aufzusuchen. Dahinter findet sich der Küchengarten, in den Bernadette Lisibach noch einmal schnell verschwindet, um frische Kräuter für die Zubereitung der Speisen abzuschneiden.
Derweil berät sie eine freundliche Sommeliere bei der Auswahl der Getränke und gerne schaut man in die Karte und wählt. Kleine Amuse Bouche erfreuen eingangs mit einem Dreiklang von Gemüse, Kaviar, und Tartar a deux in einer Holzschale serviert. Anmutig ist die Tafel gedeckt und zweierlei Brotbeilagen werden von natürlich essbaren Blüten aus dem Küchengarten begleitet zu bester Schweizer Avocado-und Oliven-Buttercreme. Dazu wähle man etwa einen Cremant Tobias aus der Region, hergestellt aus Pinot Noir und Chardonnay Trauben aus dem oberen Rheintal bei St. Gallen in traditioneller Flaschen Gärung. Das ist trefflicher Schweizer Cremant von Tobias Schmid in Berneck in kleinen Mengen hergestellt von feiner Perlage und einer feinherben Spur an Quitten- und Toastnoten. Jawohl, selbst Deutschschweizer verstehen was vom Schaumwein!
Das liebevoll garnierte Kohlrabigemüse an Olivenpaste und Croutons, von Minzblättchen und weiteren Blüten akkurat geziert erfreut.
Ebenso mundet das in Form einer Blüte angerichtete Lachstartar, was mit geschnittenen Champignons darauf und mit Mozarella-Kügelchen, Tomatenstückchen, Rote Beete, samt Blüten und Dillspitzen garniert ist. Das Süppchen mit Taubenschlägelchen und Wachteleiern wärmt den Magen, der nun in Stimmung gerät weitere Delikatessen aufzunehmen. Zu den Entrees passt bestens der Weißwein von Obrecht aus Graubünden, dieser auf alter römischer Rebsorte Completer basierende nach dem Tonkugelverfahren aus Jahrgängen 2018 bis 2022 komponierte Solera Wein. Die Flasche mit dem Sonnenetikett enthält einen Nektar von feiner Nussigkeit bis hin zu Aprikosenduft, ehedem tranken die Mönche in Chur Completer zur Stärkung. Zu den Hauptgängen passte bestens der Pfälzer Rotwein von Uli Metzger Dry aged Filet Jahrgang 2016 mit seiner kraftvollen im Barrique Fass gereiften Struktur. Auch in Deutschland gibt es indes feine Rotweine.
Bevor es mit den beiden Hauptgängen weiter ging, probierten wir noch eine extra Portion Rinder-Tartar mit vielen kleinen Beilagen- Schälchen diverser Gemüse und Dips.
Endlich dann der zarte Kalbsrücken von Weidetieren des Umlandes an Kartoffelpüree, teils mit Maroni bereichert und an einer Sauce bernaise samt angedünsteten Mais und Rosinen. Darauf der zartrosa angebratene Rehrücken mit Püree an einer Wacholdersauce. Ein himmlischer Genuss.
Zum Abschluss begebe man sich in die Cigars Corner des Gartens zu Sorbet Eis und Espresso nebst hausgemachtem feinstem Gebäck und Pralinés. Bei einer Churchill aus dem Hause Romeo und Julieta zum Beispiel geht die Träumerei weiter, wir waren auf einer Wolke des kulinarischen Himmels der Schweiz zu Gast.
Jean B. de Grammont