Die jüngste bei Hungaroton erschienene CD des ungarischen Originalklang-Orchesters Capella Savaria vereint drei Doppelkonzerte Wolfgang Amadeus Mozarts.
Die Capella Savaria zählt zu den traditionsreichsten Ensembles in Ungarn, die sich auf die historisch informierte Aufführungspraxis spezialisiert haben.
Sehr viel bedeutendes Repertoire der Barockzeit und der Wiener Klassik wurde vom Orchester eingespielt, vor allem für das Label Hungaroton. Da sind wahre Raritäten und Schätze zu finden, wie frühe Aufnahmen von Antonio Vivaldis Oratorium "Juditha triumphans", von Bachs Café Kantate, oder von Telemanns Oper "Der geduldige Sokrates" und dessen Passionsoratorium der "Brockes Passion". Bis heute ist die Oper die einzige Gesamt-Aufnahme geblieben und das Passionsoratorium die einzige vollständige Aufnahme.
Damals schon leitete Nicholas McGegan die Capella Savaria abwechselnd mit dem Flötisten Pal Nemeth. McGegan bricht nun für Mozart mit viel Verve eine Lanze. Die Aufnahme vereint die berühmte Sinfonia Concertante für Violine und Viola in Es-Dur von 1779, als absolutes Meisterwerk ihrer Gattung mit dem Concertone in C-Dur von 1774 für zwei Violinen und Orchester und den ersten Satz eines Doppelkonzerts für Violine und Fortepiano, das als Fragment überliefert vom Mozart Forscher und Pianisten Robert Levin ergänzt wurde. Das ist eine reizvolle Programm- Zusammenstellung. Zumal letztere Konzerte nicht so häufig eingespielt worden sind. Und sie zeigen Mozarts. Fähigkeiten als Komponist für die Violine exemplarisch neben den fünf Violinkonzerten.
Vielleicht gibt es von der Sinfonia Concertante Mozarts noch vollkommenere Aufnahmen? Aber mit Sicherheit zählt die Aufnahme der Capella Savaria mit zu den besten ihrer Art auf historischen Instrumenten. Die Solisten Zsolt Kallo Violine und Laszlo Paulik Viola spielen mit heller klarer Tongebung und sehr lebendig die ausgedehnten Dialoge der Soli. Herrlich pathetisch er klingt hier das Allegro maestoso mit seinen satten von den Hörnern gestürzten Orchester-Akkorden, dem gegenüber die innig singenden Solo-Partien von Violine und Bratsche malerisch kontrastieren. Daraufhin der geheimnisvolle Trauergesang des Andante und das quicklebendige Rondo Presto. Es wird Mozarts Genius vom Feinsten präsentiert. Und auch das Salzburger Concertone mit seinem kangrächtigen Allegro Spirituoso ,in dem die beiden Violinen mit der ersten Oboe und in den folgenden Sätzen auch mit dem Violoncello in Zwiegesang treten, lässt aufhorchen. Es wird oft unterschätzt. Die lichte Klangwelt des ersten Satzes ist voller rhythmischer Brillanz und einfallsreicher Melodien.
Das Andantjno grazioso verzaubert mit der Anmut des Rokoko, während das Tempo di Menuetto eine Fülle an Einfällen bietet, die in heiteren Tanz vorüberziehen. Die Solisten wie das Orchester unter Nicolas McGegan treffen den Stil des Stückes ausgezeichnet. Ein besonderes Bijou ist das Doppelkonzert für Violine Fortepiano und Orchester. Wovon nur das Eingangs-Allegro überliefert ist. Es wartet mit großem Orchester samt Pauken und Trompeten auf und zeigt etwas von der Großartigkeit des damaligen Mannheimer Orchesters in seiner weiträumigen Architektur und Klangpracht. Die Soloparts der Violine die brillanten Läufe das Fortepiano glitzern darin wie Juwelen.
Es ist eine empfehlenswerte Aufnahme. Wir wünschen uns weitere Mozart-Einspielungen der Capella Savaria.
Jean B.de Grammont