Die Philharmonie Baden-Baden unter Heiko Mathias Förster gab das Carl Flesch Preisträgerkonzert im Weinbrennersaal des Kurhauses Baden-Baden am Freitag den 27.10.2023. Das Konzert stand in Kooperation mit dem Lions Club Baden-Baden Hohenbaden.
Der junge österreichische Geiger Leonhard Baumgartner erhielt heuer die renommierte Auszeichnung.
Sein Talent lässt zukünftig Größeres erwarten.
Ein Anliegen der Carl Flesch Akademie ist es, junge Musiker ins Zusammenspiel mit dem Orchester zu bringen.
Eingangs stand allerdings die für Kinder einer befreundeten Familie ursprünglich für Klavier komponierte Ballettmusik Mutter Gans "Ma mere l'oye" von Maurice Ravel. Diese Musik wurde inspiriert von den Dornröschen Märchenerzählungen von Charles Perrault und weiterer Autorinnen wie Marie Catherine d'Aulnoy und Jeanne Marie Leprince de Beaumont.
Klarinetten und Oboen tönten in wiegenden Melodien zum Prelude und Tanz des Spinnrades. Pizzicati pochten dazu. Alles duftig und tänzerisch. Desgleichen die Pavane der Schönen im Wald ruhenden, la belle au bois
> dormant, wie Perraults Märchen heißt. Die zarten verhaltenen Holzbläser Klangfarben gelangen. Man konnte die im Wald ruhende Schöne mit den geistigen Augen sehen. Beim poetischen Zauber des Englischhorn Solos. Starke Rhythmen beim Petit Poucet, ein mitreißender Tanz der oszillierte und schillerte. Exotische Klänge bei der Herrscherin der Pagoden. Und nach den schimmernden Akkorden der Schönen dann das rumorende Kontra Fagott, welches das Untier nachzeichnete. Endlich in irisierenden Klängen der Feen-Garten mit mit Harfen Akkorden und Violinengesängen.
> Darauf folgte die Schumann-Fantasie das großen austro- amerikanischen Violin-Virtuosen und Komponisten Fritz Kreisler. Hier konnte der junge Leonhard Baumgartner, sichtlich erfreut über seine Auszeichnung, mit hochvirtuosem Spiel glänzen. Berühmt war bereits Fritz Kreislers warme Tongebung, die wienerisch war und in der Tradition eines Ignaz Shuppanzigh stand.
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Daran schloss ich Leonhard Baumgartner an.
Nach dem romantisch schwärmerischen Eröffnungsthema berührte das klangschöne Geigen-Solo mit schmelzendem Ton und in virtuosen Skalen zeigte Baumgartner bestes Können in den anspruchsvollen eingewobenen Solo-Passagen. Rustikal und tänzerisch wurde es darauf. Mit Kraft, ja großer Sicherheit und rundem Ton ging es bis in die Akrobatik der Kadenz hinein. Ein regelrechtes Feuerwerk auf den Saiten wurde abgebrannt. Mit satten Tutti begleitete die Philharmonie Baden-Baden. Als kleines Schmankerl gab Baumgartner die Fantasie und Scherzo für Solo-Violine Fritz Kreislers als Zugabe.
Georges Bizets Oper Carmen ist in aller Munde. Weniger bekannt hingegen ist dessen Jugend-Sinfonie Nummer 2 mit dem Titel Roma, in den reichen Archiv-Beständen der Philharmonie noch als Suite bezeichnet. Bizet schrieb sie nach einem Studienaufenthalt in Italien und gab in vier Sätzen klangvolle Städtebilder von Rom, Florenz, Venedig und Neapel. Festlich und feierlich wird das ewige Rom mit großen Fanfaren und prachtvollen Gesängen beschrieben, erst lyrisch und dann mit temperamentvollen Überschwang. Von der Philharmonie unter Försters Dirigat bildhaft umgesetzt.
Florenz dagegen wird mit einem heiteren Fugato der Streicher beschrieben, das Scherzo der Symphonie, auch das Trio zeigte fröhlichen Überschwang. Beim Städtebild Venedigs wechselten Licht und Nebel der Lagune mit den prachtvollen Palazzi und Kirchen an den Kanälen in schönen Melodien der Streicher gesteigert zu einem großen Orchester-Tutti. Das alles fand seinen Abschluss in einer feurigen Tarantella auf Neapel. Diese wurde mit rhythmischer Finesse und großem Tamtam hingeworfen und ergab einen fulminantes Finale.
Jean B. de Grammont