Michael Haydn Streichquartette

Dass der berühmte Joseph Haydn einen hoch talentierten und ebenfalls genialen Bruder hatte wird oft vergessen. Das war Michael Haydn. Kapellmeister in Salzburg am Fürstbischöflichen Hof, hauptsächlich zuständig für die feierliche Kirchenmusik. Es gibt ein Requiem von Michael Haydn von 1771, das noch Wolfgang Amadeus Mozart ein Vorbild war. Dieser schätzte Michael Haydns Kirchenmusik außerordentlich. Aber Michael Haydn komponierte ebenso wunderschöne Sinfonien und Divertimenti wie Kammer-Musik. Darunter eine Serie von sechs Streichquartetten aus den 1770er oder frühen 1780er Jahren.
Vielleicht sind diese Quartette nicht ganz so satztechnisch ausgefeilt und experimentell angelegt wie die seines Bruders Joseph Haydn. Auch erreichen Sie nicht die Dimension der großen späteren 10 Quartette eines Wolfgang Amadeus Mozart. In jedem Fall sind sie aber großartige Juwelen der Kammermusik des 18. Jahrhunderts. Erfreulich dass die vier Damen des Constanze Quartetts neuerdings für das Label CPO die komplette Serie eingespielt haben. Modern besaitet aber mit dem ganzen Feingefühl, die für die Artikulation und die Finesse der Musik des 18. Jahrhunderts notwendig ist aufgenommen. Fünf der Quartette sind
dreisätzig. Sie beginnen mit einem melodischen Satz im langsamen Zeitmaß. Gefolgt von einem Menuett und in der Regel einem munteren Kehraus in Rondoform. Das sind Anklänge an die Kunst des Divertimentos. Es ist Musik für die höfische Kammer im besten Sinne und für ausgeprägte Feingeister. Eines der Quartette ist viersätzig und erinnert am meisten an die seines Bruders Joseph Haydn oder an die früheren Quartette Mozarts. Man lausche nur der feinen Melancholie des Eingangssatzes des G Moll Quartetts. Oder den Feinheiten der volkstümlichen Menuette mit Trio. Es ist ein raffiniertes Gewebe von vier Stimmen, kontrapunktisch ausgefeilte Konversation mit viel Esprit und wunderbaren Rokokomelodien.
Eine Aufnahme die jedem Freund der Klassik Süddeutschlands empfohlen werden kann.
Michael Haydn ein Komponist, den es zu entdecken lohnt. Seine Sonne hat es verdient aus dem Schatten seines Bruders hervor zu leuchten.
Jean B. de Grammont