Das Hotel Öschberghof bei Donaueschingen ist eine Erfolgsgeschichte für sich. Ein offenes Geheimnis ist, dass Aldi dahinter steckt. Und wie es sich für ein luxuriöses Hotel gehört, gibt es ein Gourmet-Restaurant im Haus. Das Ösch Noir. Mittlerweile zählt es zu den besten Restaurants weltweit. Die équipe unter Chefkoch Manuel Ulrich erkochte sich zwei Michelin-Sterne innerhalb weniger Jahre. Ulrich lernte u.a. bei Torsten Michel in der Traube Tonbach sein Metier. Also keine Sorge hier isst der Gast nicht a la Aldi Discounter. Natürlich gibt es auch bei Aldi gute Produkte, ohne Zweifel. Wer im Ösch Noir einkehrt darf aber Anderes erwarten, freilich auch preislich. Und sogar am Sonntag, der bekanntlich auf Deutsch-Türkisch als „Aldizu“ deklariert wird, kann hier geschlemmt werden, freilich stets nur am Abend.
Zwei Hauptgerichte stehen zur Disposition, darunter eine vegetarische Variante. Wir entschieden uns für Fisch. Es gefällt bereits das schlicht elegante Ambiente, was vielleicht auf den ersten Blick etwas unterkühlt erscheint. Die Glaskugel-Girlanden sind wie ein Zitat aus der legendären Auberge de l‘Ill der Brüder Heaberlin im Elsass. Rein optisch wird also suggeriert auf welche kulinarische Höhe hier abgezielt wird.
Besonders angenehm sind die erhöhten runden Tische, die wie eine Insel in der kulinarischen Karibik angeordnet sind. Die Sitzgruppen aus grünem Leder bieten eine entspannte Position für die Freuden der Tafel. Sommelier Michael Häni wird sie dabei beraten, die passenden Getränke zu finden. Für den Apero etwa einen Champagner von Pierre Paillard mit seinen feinen Briochenoten. Auf dem Tisch wird derweil im Theaternebel der Auftritt von Pleiade Puget Austern inszeniert mit Gurke Physalis und Schwarzwald Miso und Dill. Der Service ist gut und elegant lässig. Begleitet werden die Austern von Arancino wie von Safranrisotto und Taubenconfit mit Zwetschge und Sellerie. Das ist ein schöner Dreiklang des Genusses.
Übrigens kommt das vorzügliche Roggen-Brot von der Bäckerei Knöpfle Blumberg, dazu gibt es Kräuterfrischkäse und eine köstliche Zitronen Butter. Es empfiehlt sich sehr daraufhin mit der kleinen Artischocke fortzufahren, die in einer Melange an Schaum und Geröstetem aufgetragen wird. Auch die zusammen mit Oliven servierten Tomaten sind ein vorzüglicher Zwischengang. Einen exzellenten Riesling wählten wir zur weiteren Speisenfolge vom Weingut Jürgen Ellwanger Jahrgang 2013 mit feiner Mineralik. Dann wende sich der Gast mit Freuden etwa den Fischspezialitäten zu. In einer Folge von drei Gängen waren das: Tartar von Balfego Thunfisch mit Meeresgemüse, dann eine sanft gegarte Tranche vom Faröer Lachs zusammen mit Imperial Caviar etc. und endlich als Höhepunkt Hummer-Stückchen sanft confiert mit allen erdenklichen Beilagen wie Enokipilzen und Buchenpilzen, gerösteten Blumenkohlröschen, Ingwersalat etc. Als surprise aus der cuisine gibt es noch als Extra ein falsches Ei mit Porzellanhülle.
Eine feine Folge an Petit Fours aus einer Früchte Tartelette, einem Financier und einem Schoko- Eclair wie Aprikose-Lavendel und Banane-Karamell Pralinés rundeten diese raffinierte Folge an Genüssen ab zu einem Espresso. Wer möchte, kann darauf in der bequemen reichlich mit Büchern bestückten Cigars Lounge des Hotels der digestiven Wirkung einer Havanna erliegen.
In jedem Fall lohnt das Restaurant Ösch Noir einen Umweg. Irgendwann heißt es au revoir.
Jean B. de Grammont