Vom Niedergang eines Grand Hotels

Vom Niedergang eines Grand Hotels

 

So ändern sich die Zeiten. Das Brenners Parkhotel in Baden-Baden, bis vor kurzem eine Ikone der Grande Hotellerie, ist da angekommen, wo der Trend hingeht. Nur noch Zahlen -Schieben, statt Klasse. Nur noch Nützlichkeits -Denken, statt Großzügigkeit. Nur noch den Trends des Tages folgen und nicht mehr auf zeitlose Werte und Eleganz setzen, heißt die neue Devise anscheinend.

Unlängst besuchte ich das Haus mit einem Freund, der auf internationalem Parkett verkehrt im Bereich des Films. Der gute Wurzeln hat, italienische und englische und eine umfassende Bildung. Wir setzten uns im mittel besuchten Garten des Fritz und Felix Restaurants an einen Tisch, der nicht eingedeckt war und wollten eigentlich Wein trinken, da hieß es neuerdings könne man das hier nicht mehr, ohne zu speisen, man müsste dazu in die Bar gehen. Freie Tische gab es genug und Andrang herrschte keinesfalls.

Wir zogen glücklicherweise die Kaminhalle vor und waren ganz unter uns und genossen die echte Atmosphäre,  die traditionsreiche Hülle des Hauses, die ja nach wie vor in Teilen erhalten ist. Dafür sagen wir herzlichen Dank!

Aber diese Petitesse passt nicht zu einem Haus wie dem Brenners. Da kenne ich andere Hotels, wie z.B den Europäischen Hof in Heidelberg, der eine konträre Philosophie verfolgt. Hier ist jeder Gast willkommen, auch wenn er extern kommt und nur ein Getränk zu sich nimmt. Oder wenn ich an das COLOMBI in Freiburg i.Br. denke, auch hier geht man ganz entspannt mit Gästen um.  Oder wenn ich mir das frühere Römerbad Grand-Hotel zu Badenweiler in Erinnerung rufe, während  der Ägide von Klaus Lauer, der mich bereits als Student zu den Römerbad Musik-Tagen einlud und als Ehrengast behandelte. Oder an das Baur-au-lac in Zürich.

Bei solchen Details wie der neuerdings verwendeten Seife, die schmierig und hell, ja charakterlos ist, im Gegensatz zur früheren nach  Orangen duftenden sämigen ist der Wandel zum Minderwertigen ablesbar.

Überdies  ist der Auftritt des neuen Brenners Publikum überwiegend entsprechend: eine neureiche Klientel, die in Sachen Kleidung, ja Benehmen in keiner Weise zum traditionellen Stil des Hauses passt. Proleten mit  Kreditkarte erwünscht. Auf den hohen Heck- Spoilern, der vor dem Haus parkierten Sportwagen kann man vielleicht Champagner -Flaschen abstellen, aber beeindrucken muss so etwas nicht und zu warm ist der dann ohnehin.

Jedoch genau diese Klientel wird bevorzugt, da man auf schnelle Kasse, statt auf Klasse aus ist. Das ist langfristig gesehen sicher ein Fehler.

Wir bedauern sehr, dass offenbar sich ein solches Haus an die Tages-Trends anschließt. Als Gast, ob nun extern oder als Hausgast fühlt man sich mit gehobenen Ansprüchen nicht mehr so wohl wie früher. Da wäre dringend Abhilfe vonnöten. Insbesondere gipfelt die Angelegenheit darin, dass man Aufgrund eines Missverständnisses von Seiten der Geschäftsführung verwesenert angesprochen wird und in seiner Tätigkeit u.a. als Hotel-, Restaurant-, Kunst- und Musikkritiker in Frage gestellt wird. Immerhin habe ich u.a. Kunstgeschichte, Geschichte und Musikwissenschaft studiert in Bamberg, Paris und Florenz.

Es passiert sogar, dass ich  mit unbegründeten Vorhaltungen in unverschämter Form angegriffen werde. Von jemandem der höchstens einen Crash-Kurs in Hotel-Management absolviert hat.

Das ist höchst unziemlich und ein Affront, der hätte vermieden werden können, aber nun einmal passiert ist.

Zu empfehlen ist dieses Haus unter diesen Rahmenbedingungen absolut nicht mehr. Wenn das eines der 101 besten Hotels sein soll, dann frage ich mich was gut ist?  Eher zu den 101 schlechtesten der 5 Sterne Liga. Wen wundert es, dass sich das Brenners nicht mehr den "Leading Hotels of the World" anschließt.

Das ist wohl die neue Generation junger Manager mit Casparle-Allüren kombiniert mit Krawatten-Knoten, die meinen Alles besser zu wissen und offensichtlich bar jeder Bildung und Kultur sind. Feingeist ist ein Fremdwort. Grand Hotel goes Discounter. Antiquitäten als Alibi. Wer weiß was nach der Renovierung daraus wird? Wahrscheinlich eine verwechselbare Luxusbude zugeschnitten auf eine Möchtegern Klientel mit dicker Tasche und Geschmack-Verirrung.

Da für neuerdings mittelmäßige Leistungen: insbesondere in Sachen Küche und Umsorgen der Gäste mittlerweile wirklich unverschämte Preise verlangt werden. Früher war das Haus seinen Preis wert. Heute ist jeder Cent einer zu viel. Wir kennen es seit fast 25 Jahren und schätzten die Küche u.a. eines Andreas Krolik, was natürlich länger her ist.

Wir distanzieren uns ausdrücklich, von den auf dieser Website in zwei Beiträgen gemachten positiven  Bemerkungen.

Die guten Zeiten des Brenners sind wohl unwiederbringlich vorüber und eine Änderung zum Guten ist nicht absehbar. Es geht langsam, aber sicher bergab. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Jean B. de Grammont