Im Thurgau nahe von Frauenfeld, idyllisch gelegen im oberen Thurtal in den Weinbergen, steht das Restaurant Traube in Dietingen. Ein schmucker Fachwerkbau, wie er in der Regel im Zürcher Weinland zu finden ist. Ein guter Freund und Connaisseur erlesener Küche, lud mich dahin ein. In der Tat, die Kochkunst des Hauses lohnt einen Umweg. Wir kamen vom alten Rheinstädtchen Diessenhofen, mit alten Häusern, Torturm und Holzbrücke.
Kari und Astrid Schuler-Schönenberger verwöhnen in der Traube die Gäste. Kari ist der Küchenchef und Mitglied bei den Schweizer Gilde Köchen. In der Tat, es gibt den besten Rehrücken weit und breit. Natürlich kommt das Wildfleisch aus den umliegenden Wäldern. Die Gasträume sind behaglich hier, holzvertäfelt und mit alten Standuhren. Aus den Fenstern geht der Blick in die Weinberge. Diese bieten gute Tropfen, die alle auf der reichbestückten Weinkarte zu finden sind.
Wir entschieden uns allerdings für einen gut gereiften Cornas von der Rhone Jahrgang 1992, der ein passender Begleiter zum Rehrücken war und je mehr er atmete, desto charaktervoller wurde. Durchaus ein eleganter und komplexer Wein, der einem Cote Rotie nahe kommt. Es gibt sogar ein Zigarren Kabinett mit Havannas im Haus. Für das Wohlbehagen der Gäste ist also rundherum gesorgt. In der Schweiz scheint die Welt noch in Ordnung, Es gibt offenbar keinen sterilen Gesundheits Fanatismus spahniotischer oder lauterbachischer Prägung wie in Deutschland. Vorweg als amuse bouche wurde ein kleines Fischfilet nebst einem Tomatensüppchen zu Brot und Butter aufgetischt. Köstlich war daraufhin die Rieslingsuppe, in einer mit einem Weinblatt unterlegten Terrine geschmackvoll serviert. Und nach dem Hauptgang, zunächst auf einer Silberplatte präsentierten Rehrücken mit Beilagen von Gemüsen und Pilzen, bleiben eigentlich kaum Wünsche mehr offen. Außer nach einem Espresso oder einem Obstler. Das Rehfleisch ist perfekt a point, leicht rosa und zart. Pfifferlinge, Rosenkohl und Thymian-Zweige begleiten mit dem obligaten Preisselbeeren. Ein echtes Vergnügen der Tafel.
Das nenne ich Jägers Glück nach Schweizer Art.
Ein echter Genuss auf dem Lande ohne jegliche Attitüde eines Gourmet-Tempels. Einfach authentisch und natürlich, dass ist wirklich angenehm und entspannt. Freilich preislich einem deutschen Ein-Sterne Restaurant vergleichbar. Aber jeder Franken ist hier gut angelegt. Eine echte Empfehlung.
Jean B. de Grammont