Konzert im Bellevue für Cello und Klavier

In der Konzertreihe der Brahms Gesellschaft Baden Baden gastierte das Duo Almaclara im Saal des früheren Grand Hotels Bellevue, heute Parkresidenz für sehr wohlhabende Senioren.
Beatrix Gonzalez Calderon Violoncello und Marta Policinska Klavier gaben Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy, Clara Schumann und Johannes Brahms zum besten. Ein dem Genius Loci höchst gerechtes Programm. Ute Blumeyer, die treue Seele des Brahmshauses in Lichtental, las einführend aus einem Text der Cellistin. Man stelle sich vor bei Clara Schumann im Haus an der Oos haben sich Gäste und Freunde versammelt. Auch Johannes Brahms ist gekommen und die Sängerin und Komponistin Pauline Viardot. Schnell einigt man sich darauf, eine Sonate Mendelssohns aufzuführen. Clara sitzt am Flügel ein Gast am Cello und es geht los mit der zweiten Cellosonate, die Felix Mendelssohn 1843 vollendet hatte und die dem musikliebenden Grafen Matwey Wielhorsky zugeeignet wurde.
Also konnte man eintauchen auf eine Zeitreise. Mendelsohns großartige Sonate verströmt im ersten Satz, einem Allegro Assai Vivace, Heiterkeit und virtuose Brillanz. Diese ließen beide Interpreten hell leuchten. Mit schöner Tongebung sang die Cellistin ihre Partie zu den perlenden Läufen des Klaviers, die von der Pianistin zu wahren Klangkaskaden ausgeformt wurden. Ein tänzerisches Allegretto Scherzando schloss sich an, glitzernd und mit pochenden Pizzicato des Cellos ließ es diese unnachahmliche Sommernachts-Traum Elfentanz-Romantik aufkommen, wie sie nur Mendelssohn komponieren konnte. Das Adagio wurde von ausgedehnten arpeggierten Akkorden eingeleitet in beinahe Bach‘scher Manier, bevor dann das Cello seine elegische Klage wunderbar anstimmen konnte. Das hurtige Finale wiederum zeigte zu welch temperamentvoller Virtuosität beide Musikerinnen fähig sind. Einfach wunderbar wie sie sich ihre Passagen im Wechsel zuspielten und kombinierten. Ein echtes Meisterwerk ist diese Cello Sonate Mendelsohns. Elegant und Bravourös wie tiefsinnig zugleich.
Darauf erklangen drei Romanzen Clara Schumanns ursprünglich für Violine und Klavier komponiert, hier für Cello bearbeitet.
In dem intimen Saal des Bellevue wurde es fast zu einem Haus Konzert, als wären wir bei Clara Schumann zu Gast. Drei wirklich feine Charakter Stücke sind das, mit melancholischer Melodik, leidenschaftlich und romantisch. Voller Duft und Feingefühl trafen beide Musikerinnen den Ton der Musik.
Endlich beschloss Johannes Brahms 1865 in Lichtenthal komponierte erste Cello Sonate das Konzert. Die Gesellschaft hatte sich, der kleinen Erzählung nach, nun von Clara Schumanns Haus in den großen Saal das Grand Hotels Bellevue begeben, wo Johannes Brahms seinen soeben fertig gestelltes neues Kammer Musik Werk vorstellen wollte Johannes Brahms, nun am Klavier, zeigte was er in der Stille der Lichtentaler Idylle sich ausgedacht hatte.
Ein dunkles trauriges Strömen ist das im
Allegro non troppo. Sonor in tiefer Lage seufzt das Cello zu vollen Akkorden des Flügels. Beide Musikerinnen gestalteten diesen ausdrucksvollen und kunstvoll gebauten Satz innig und mit Ausdruck. Das so musikantische Allegretto drauf gab freudige Tanzmomente bis in das charmante Anklänge an Volksmusik einfließen lassende Trio hinein. Endlich die sich türmende Fuge des Finales. Welch ein kraftvoller Wettstreit von Cello und Klavier war das und das JS Bach Brahms Vorbild war, wurde hier offensichtlich.
Nun ging die Gesellschaft auseinander und auch Brahms ging wohl zufrieden über den musikalischen Abend seinen Weg zurück der Allee entlang voll an schönen Einfällen und seine geliebte Zigarre zwischen den Mundwinkeln.
Eine Zugabe aus der Feder Pauline Viardots ein Lied, hier arrangiert für Cello und Klavier, illustrierte das auf wundersame Weise mit seiner wehmütigen Melodie. Das war eine gelungene Hommage an Mendelssohn, Clara Schumann und Johannes Brahms wie Pauline Viardot. Eine Hommage an jene, die allesamt in Baden-Baden weilten und komponierten. Eine gelungene Soiree an einem sonnigen Herbstnachmittag. Wir wünschen uns mehr davon.
Jean B. de Grammont/>