Orchesterwerke von Jan Dismas Zelenka

Jan Dismas Zelenka war wohl der bedeutendste Barock-Komponist aus Böhmen. Zum Glück konnte Zelenka am kunstsinnigen Dresdener Hof als Compositeur für die katholische Kirchenmusik wirken. Es gibt wunderschöne geistliche Werke von ihm, darunter viele große Messen, die ein Pendant zu Bachs h-Moll Messe bilden. Ganz besonders Zelenkas späte Messen sind absolute Meisterwerke ihrer Gattung. Nicht umsonst hat man Zelenka den böhmischen Bach genannt aufgrund der Tiefe, kontrapunktischen Meisterschaft und der religiösen Inbrunst seiner Musik.
Daneben schrieb Zelenka wenigstens eine Handvoll an Instrumental Musik, darunter sechs faszinierende Trio bzw. Quadro-Sonaten. Desgleichen eine Sammlung von fünf Capricci in Suitenform und ein paar Ouvertüren-Suiten. Zudem ein glänzendes Concerto con molti strumenti. Alle Orchesterwerke sind beim verdienstvollen Label CPO um das Jahr 2000 herum auf drei CDs erschienen. Das Neu-Eröffnete Orchestre unter Leitung von Jürgen Sonnentheil spielt diese Werkschau des kleinen Orchester OEuvres Zelenkas auf historischen Instrumenten mit der gebotenen Akkuratesse.
Gegen 1717 unternahm der Dresdener Hof eine Reise nach Wien in Sachen Brautschau. Dabei kamen auch Musiker der Hofkapelle mit, darunter Zelenka, der anfangs als Kontrabass-Spieler wirkte. In Wien nutzte Zelenka die Zeit für privaten Kompositionsunterricht bei Johann Joseph Fux, dem kaiserlichen Hofcompositeur.
Und man betraute Zelenka mit dem Auftrag zu vier divertierenden Orchester-Stücken mit Waldhörnern, Oboen, Fagott und Streichern mit Generalbass. Ein weiteres Stück in dieser Besetzung entstand später in den 1720iger Jahren in Dresden. Bereits Kapellmeister Heinichen hatte solche Unterhaltungsmusiken für eine Hofgesellschaft in Dresden geschrieben.
In der Regel folgen auf einen konzertierenden raschen Satz verschiedene Tanzsätze. Die Waldhörner erhalten hier anspruchsvolle Soli, desgleichen die Oboen. Bisweilen konzertiert auch die erste Violine. Das erinnert klanglich an das erste Brandenburgische Konzert Johann Sebastian Bachs. In der Simphonie a 8 concertanti ist der Aufbau ähnlich, aber es fehlen die Waldhörner. Dieses Stück entstand wie eine Ouvertürensuite und die Hippocondrie zusammen mit dem Concerto a 8 concertanti und die Sinfonie zu einem Oratorium anlässlich der Krönungszeremonie in Prag von Kaiser Leopold.
Gerade das Concerto con molti strumenti ist ein Juwel seiner Gattung, es konzertieren Violine und Oboe und zusätzlich kommen Fagott und Violoncello dazu. Ein prachtvolles Werk, dass Telemanns Concerti und Johann Sebastian Bachs Brandenburgischen Konzerten an die Seite gestellt werden kann.
In dieser Aufnahme kommen alle Werke Zelenkas bestens zur Wirkung. Es ist eine Lust, die teils sehr sanglichen Abschnitte der Hörner zu hören. Den Schwung und die Klangpracht der Tanzsätze.
Die swingende Solo-Geige und das sonorige Fagott, den nasalklagenden Oboensound und das edle Violoncello.
Für Freunde einer zu selten in Konzerten gespielten Konzertmusik eine echte Empfehlung und Bereicherung des Repertoires. Schade, dass Zelenka nicht noch mehr in diesem Genre komponiert hat.
Jean B. de Grammon