Die Förderung junger Talente in Sachen Oper und Gesang liegt dem Verein Opernakademie Baden-Baden
sehr am Herzen. Elisabeth Serr steht derzeit diesem Verein, der Kultur fördert, vor. Eine eigene Konzertreihe lädt wiederholt Mitglieder der Gesangsklassen verschiedener Musikhochschulen des Landes auf die Bühne. Lange diente die Orangerie des Brenners Parkhotel als Auftrittsort. Da dieses aber gerade im Umbau sich befindet, bietet nun der einstige Festsaal des königlichen Palais an der Lichtentaler Allee, heute LA 8 genannt, dank der Grenke Stiftung einen passenden Rahmen.
Festlicher geht es kaum: weiße Stuckdecken, große Lüster und eine hohe Decke sorgen für einen ansprechendes Ambiente und eine ausgezeichnete leicht hallige Akustik, welche die jungen Sängerinnen und Sängern zu kraftvollen Klängen motiviert.
Wir besuchten gleich zwei der Matineen. Einmal die Frühlingsmatinee der Musikhochschule Stuttgart unter Leitung der Professorin Natalie Karl. Sodann die Sommermatinee der Musikhochschule Mannheim unter Leitung von Professor Burkhard Fritz.
Einen bunten Reigen um die Liebe unter dem Motto „l’amour wo wohnt die Liebe?“ hatten sich die Studierenden der Musikhochschule Stuttgart auf die Fahne geschrieben. Zunächst gab es zahlreiche Stücke der französischen Oper des 19 Jahrhunderts, alles bekannte Ohrwürmer. Am Klavier begleitete stets akkurat Sarah Giesen. Aus Hoffmanns Erzählungen von Jacques Offenbach gaben Tabea Kaschka und Esther Schneider die berühmte Barcarole sowie Duett und
Chor nicht nur mit ansprechenden Gesangsleistungen, sondern ebenso mit ausgesprochen präsenter Bühnendarbietung. Das Besondere dieser Matinee war die halbszenische Aufführung und abwechslungsreiche Kostümierung der dramatis personea.
Weiter ging es mit verschiedenen Klassikern aus der Feder Gounods, Bizets, Delibes und Massenets.
Der zweite Teil gehörte der Operette Wiener Prägung bis hin zu ungarischen Klassikern des 20 Jahrhunderts. Auch hier überzeugten Esther Schneider, Piotr Gryniewicki, und Sopranistin Tong Wang mit hervorragenden stimmlichen Leistungen.
Ganz besondere Talente waren von der Musikhochschule Mannheim zugegen, die erst am vergangenen Sonntag auf die Bretter, die die Welt bedeuten, sich wagten. Die anspruchsvolle Koloratur-Arie Rossinis aus Il Barbiere die Siviglia gab Wanxin Mu mit Kraft und elastischer Kehle, dass die Kristalllüster bebten. Während der sonore Bariton Jongwhan Lees in Jules Massenets „Vision fugitive“ aus seiner „Herodiade“ überzeugte. Stets begleitete Hyung Lee an den Tasten mit Emphase und Gefühl.
Sehnsuchtsvoll Giuseppe Verdis großer Auftritt aus „la forza del destino“ nämlich die Arie „La vita e Inferno“, glanzvoll präsentiert von Jaewon Leo Jung Tenor. Während es mit Lennart Bernsteins Musik zum Film „trouble in Tahiti“mit flotten Rhythmen dargebracht von Manon Jürgens wohlig klangvollen Mezzo Sopran direkt in die Jazz Richtung ging . Poesie jeweils auf eigene Art kam in Richard Strauss Arie „wie du warst wie du bist“ aus dem wunderschönen Rosenkavalier von Wanxin Mu Mezzo Sopran feierlich geboten und in dem rezitativisch wunderbar poetischen Tonfall aus Lohengrin, dem Meisterwerk Richard Wagners in der Gralserzählung gesungen von Yvonne Leo Jung Tenor zum Vorschein. Wenig gespielt wird Umberto Giordano, auch hier gab Yong Wang Lee eine wunderbar prachtvolle Baritonarie „Nemico della Patria“ aus dessen Oper Andre Chenier, einem Dichter der französischen Revolutionszeit.
Zuletzt setzte eine große Ariennummer mit Ausschnitten aus Verdis Traviata Glanzlichter, bis hin zu einem ausgedehnten Duett von Neza Vasle Sopran und Yuhui Liang Bariton wunderbar gesungen. Das Publikum war begeistert und bebte mit.
Wir sind uns sicher, dass wir noch mehr von diesen Sängerinnen und Sängern in Zukunft hören werden. Hier bahnen sich allenthalben große Talente ihren Weg. Wir freuen uns jetzt schon auf weitere Matineen und auf die fruchtbare Fortsetzung der Arbeit des Vereins Opernakademie Baden-Baden. Das ist schon ganz große Oper.
Jean B. de Grammont