Die prächtige Kirche Santa Maria della Salute zu Venedig entstand nach dem Gelöbnis des Dogen an die Gottesmutter im Falle der Erlösung von einer 1631 grassierenden Pest-Epedemie. Tatsächlich fand die Seuche im Herbst des Jahres ihr Ende. Zur Grundsteinlegung der Kirche wie zur Weihe war es Claudio Monteverdi, dem Kapellmeister an San Marco, vorbehalten entsprechend festliche geistliche Musik zu komponieren. Wie das musikalische Programm ausgesehen haben könnte, haben das Vokalensemble La Capella Ducale und das Ensemble Musica Fiata unter Leitung von Roland Wilson indes beim Label CPO aufgenommen.
Roland Wilson ist ein ausgewiesener Kenner der Musik des 17. Jahrhunderts und seine Ensembles sind ausgezeichnete Interpreten für die Musik des Frühbarock.
Eingangs steht eine prunkvolle Bläser-Musik von Andrea Gabrieli, einem venezianischen Kollegen Monteverdis. Alle weitere Musik Monteverdis umfasst entsprechende Mess-Vertonungen und Marien-Litaneien. Dabei stammen viele Kompositionen aus Monteverdis Sammlung geistlicher Musik Selva Morale. Ferner kommt hinzu die geistliche Variante von Monteverdis berühmter Klage der Arianna. A Capella Mess-Sätze stehen neben Stücken mit reicher Instrumentalbegleitung. Besonders hervorzuheben ist der klangvolle Einsatz zweier langer venezianischer Zugtrompeten, die extra für diese Aufnahme rekonstruiert worden sind. Zusammen mit den Posaunen sorgen sie für eine reiche Klangpracht in den mehrchörigen Chorpartien, aber auch in den mit Basso Continuo und mit Violinen begleiteten Solo-Motetten. Beim Credo der Messa hat sich Roland Wilson gar die Kühnheit einer Rekonstruktion der Musik Monteverdis erlaubt. Freilich verwendet Wilson hauptsächlich bekanntes Material aus anderen Werken Monteverdis. Einen kleinen Abschnitt komponierte Wilson im Stil des Meisters dazu.
Auch diese rekonstruierten Abschnitte können sich hören lassen. Alle Vokalisten wie Instrumentalisten gehen mit viel Feingefühl und den passenden Stilmitteln zur Sache. Wer gefallen an der Klangpracht und der Expression des frühen venezianischen geistlichen Barock hat, dem sei diese Aufnahme wärmstens empfohlen.
Jean B. de Grammont
