
Eines der prächtigsten und am besten erhaltenen Cembalos des legendären Antwerpener Cembalo-Machers Johannes Ruckers befindet sich im Museum Unterlinden in Colmar. Es stammt aus dem Jahr 1624 und wurde danach mehrfach umgebaut. Im letzten Jahr also feierte es seinen stolzen 400 jährigen Geburtstag.
Bereits viele namhafte Cembalo-Interpretinnen und -Interpreten haben das wunderbare Instrument bespielt und darauf Aufnahmen gemacht. Darunter vor langer Zeit etwa die mittlerweile verstorbene Blandine Verlet, die eine erstklassige Aufnahme von Cembalo-Werken von Louis Couperin darauf eingespielt hat.
Jetzt hat die Cembalistin Tatjana Vorobjova dem Instrument ein Geburtstags-Ständchen ‚gesungen“ für das audiophile Label Darbringhaus und Grimm.
Auf dem Cover ist das prächtige Instrument mit seinen vergoldeten Füßen und einer barocken Landschaftsmalerei auf der Innenseite des Deckels abgebildet.
Der Titel des Albums le Clavecin poétique ist gut gewählt. Denn der ausgesprochen feine und vielfarbige Klang eines guten Cembalos hat durchaus großen poetischen Charme.
Manche Menschen haben hier nach wie vor Vorurteile, weil sie nur von schlechten Nachbauten und tatsächlich fast ratternden „Nähmaschinen“ wissen, die mit guten historischen Cembali und deren Nachbauten gar nichts gemeinsam haben.
Klangideal ist heute Vielen der klare und kristalline etwas starre und laute Klang eines modernen Konzertflügels egal ob für Barock, Klassik oder Romantik.
Gerade Menschen mit Vorurteilen gegenüber dem Cembalo und allgemein historischen Tasteninstrumenten sollten diese Aufnahme hören und sich vom Klang eines Ruckers verzaubern lassen, zumal wenn es so meisterlich gespielt wird wie von Tatjana Vorobjova.
Nicht umsonst war das Cembalo mit seinem feinen goldglänzenden und teils der Laute verwandten Timbre das Instrument des hochkultivierten aristokratischen Salons.
Tatjana Vorobjova hat hier eine repräsentative Auswahl an Stücken vom 17. Jahrhundert ins 18. Jahrhundert getroffen, die dem Klangcharakter des Instruments bestens gerecht wird.
Sie beginnt mit einer anonym überlieferten Aria del Granduca von 1624, fährt fort mit einer ausdrucksvollen Suite von Johann Jacob Froberger geht über zur Clavecin-Kunst eines Jean-Henri d‘Anglebert und somit an den Hof des Sonnenkönigs. Denn d‘Angleberts erste Pièce ist die Bearbeitung einer Chaconne Lullys.
Aber d‘Anglebert selbst war einer der festangestellten 300 Hofmusiker von König Louis XIV und einer der führenden Cembalisten des 17. Jahrhunderts.
Darauf folgt d‘Angleberts zweite Suite aus seinen Pièces de Clavecin. Es schließen sich Francois Couperins Pièce de Charactère Les ombres errantes und einige Préludes aus desselben Sammlung L‘art de toucher le Clavecin an, damit geht es ins frühe 18 Jahrhundert in die Ära der Regence und Ludwigs XV.
Gerade in den französischen Stücken kommen Charme und Klangreiz des Ruckers Cembalos wunderbar zu Geltung. Der Klang ist rund voll und edel und sehr farbenreich, kraftvoll im Bass und silberhell im Diskant.
Nicht weniger feinsinnig gelingt das bei den deutschen Barockmeistern. Eine kunstvolle e-Moll Suite Dietrich Buxtehudes verzaubert ebenso wie Johann Sebastian Bachs großartige e-Moll Toccata mit einer herrlich wirbelnden chromatischen Fuge am Schluss.
Ein Album für Cembalo-Gourmets und solche die es werden möchten.
Lassen Sie sich verzaubern!
Jean B. de Grammont

