Telemann Six Quatuors ou Trios

Telemann war berühmt für seine Quartett-Kompositionen. Die Meisterwerke dieser Gattung fanden insbesondere in Paris großes Gehör. Neben den Six Quadri von 1730 und den Quartetten der Tafel Musik von 1733 erschienen im selben Jahr die Six Quatuors ou Trios. Alle Sammlungen wurden auch in Paris vom Verleger Le Clerc gestochen und erfreuten sich in Frankreich großer Beliebtheit. Als Krönung kamen 1738 die nouveaux Quatuors hinzu, die Telemann während seines Paris-Aufenthalts komponierte.
Die Sammlung von 1733 stand in unserer Zeit meist im Schatten der anderen, dies zu Unrecht. Es sind echte Preziosen der galanten Kammermusik des Rokoko. Soweit ich sehe ist diese Sammlung vollständig zuvor bislang gerade zweimal aufgenommen worden einmal mit modernen Instrumenten und einmal mit historischen. Nun hat sich die Camerata Köln dieser Stücke ambitioniert angenommen.
Mehrere Besetzungsvarianten stehen von vornhe- rein zur Auswahl. Zwei Traversflöten, obligates Cello und Basso-Continuo, oder zwei Violinen obligates Cello und Basso-Continuo sind die vom Komponisten vorgeschlagenen Varianten. Möglich ist aber auch eine gemischte Besetzung mit Fagotten, statt der Celli. Mit Flauti Dolce oder Oboen oder einer Verbindung von Flauto Traverso mit Flauto Dolce. Auch kann das Cembalo weggelassen werden, dann bleibt ein Triosatz, was den Titel der Sammlung erklärt.
Formal liegen zwei Sonate da Chiesa, ein dreisätziges Concerto da Camera und drei suitenartige Stücke vor, nach einem singenden langsamen Satz folgen je drei tänzerische
Stücke, die als Divertimento bezeichnet werden.
Mit u.a. Michael Schneider Flauto Dolce und Karl Kaiser Traversflöte wie Hans-Peter Westermann Oboe und Rainer Zipperling Barockcello wie Sabine Bauer Cembalo musizieren erfahrene Barockexperten. Mit viel Feingefühl für die klangliche Delikatesse dieser Stücke und einer lebhaften Virtuosität wird hier heiteres Rokoko zelebriert. Wobei es auch melancholisch zugehen kann, wie etwa in dem schönen Siziliano des Concerto mit seinen herrlichen Cello Kantilenen.
Dank aller Besetzungsvarianten blühen diese Quatuors in einer ungemeinen Farbigkeit. In den kurzen Schlusssätzen der zweiten Folge scheint geradezu Felix Mendelssohn Elfenreigen in diesen vorüber huschenden Miniaturen vorweg genommen. Aber es gibt auch pastorale Klänge nach Art der Musette und italienische Violin-Pracht sind darin zu bewundern. Filigrane vierstimmige Sätze schönster Kammermusik. Einmal ist es eine kernige Freiluft Musik in der Fassung für zwei Oboen und zwei Fagotte.
Zusätzlich aufgenommen hat Camerata Köln eine Suite aus dem Getreuen Musikmeister mit Porträt Charakter Stücken berühmter historischer Frauen von u.a. Xanthippe über Lucretia bis hin zu Dido. Auch hier wird vorzüglich und in allen Bestzungsvarianten gespielt. Eine überaus empfehlenswerte Einspielung, die Maßstäbe setzt und Telemanns Rang als Komponist erlesener Kammermusik hervorhebt.
Es ist eine Lust hier zu lauschen, willkommen im Salon des Rokoko.
Jean B. de Grammont