Die zweiteilige Donnerode wurde damit binnen 30 Jahren überhaupt gerade dreimal mit historischen Instrumenten aufgenommen. Davor gab es lediglich eine einzige Aufnahme des ersten Teils um 1970 mit Karl Ristenpart.
Den ersten Teil der Donnerode komponierte Telemann als Kirchenmusik für den 17. Sonntag nach Trinitatis 1756, wobei zum Neujahrstag 176O eine weitere Kantate folgte. Seitdem wurden beide Teile zusammen als sogenannte Donner-Ode im neuen Konzertsaal auf dem Kamp in Hamburg aufgeführt.
Und von Hamburg aus trat dieses Werk seinen Siegeszug in der Musikwelt des 18. Jahrhunderts an.
Die Donner-Ode zählte bald zu den am meisten aufgeführten Kirchenstücken des Meisters und wurde noch nach dem Jahr 1800 gelegentlich aufgeführt.
Ursprünglich war es Telemanns künstlerische Reaktion auf das verheerende Erdbeben mitsamt Tsunami von Lissabon. Diese Katastrophe, die sich an Allerheiligen 1755 ereignete und die portugiesische Hauptstadt komplett zerstörte und über die Hälfte der Einwohner tötete, sorgte für einen nachhaltigen Schock inmitten der Epoche der Aufklärung. Literarisch fand dies u.a. seinen Niederschlag bei Voltaire, Kant und Goethe. Telemanns Ode auf eine freie Nachdichtung verschiedener Psalmen des dänischen Hofpredigers Krause verherrlicht die Macht und Offenbarung Gottes in der Natur.
Die Komposition kulminiert in einem Duett zweier tremolierender Baritons über dem donnernden Orgel-Punkt von Paukenwirbeln und einem furiosen Orchester-Fortissimo zum Text „Er donnert, dass er verherrlichet werde“. Ein hymnischer Chor, in dessen Mittelteil Mond und Sterne besungen werden, umklammert eine Folge durchkomponierter Arien und besagtes Duett. Erstaunlich modern ist Telemanns Musik. Die Melodik schwingt sich sehr sanglich aus und lässt bereits an Haydn und Mozart denken. Freilich malt Telemann unvergleichlich in Tönen und schildert die Kraft der Zerstörung der Naturgewalten. Im zweiten Teil der Donnerode wird Gottes Sohn gepriesen. Ebenfalls mit einem hymnischer Chor und lobpreisenden durchkomponierten Arien mit erlesen schönem Melos.
Diese Aufnahme bringt die Musik wunderbar zum klingen, die Gesangsolisten sind hervorragend. Der Kammerchor singt kraftvoll und akzentreich.
Es wird mit Emphase und Feingefühl musiziert. Erstaunliche Klangfarben werden etwa dem Waldhorn abgelauscht. Es schmettert wild und malt die Kraft der Zerstörung.
Diese Qualitäten kommen auch in den anderen erstmals überhaupt eingespielten Kirchenstücken dieser Aufnahme zum tragen. Beeindruckend ist die Michaelis Kantate, mit dramatischen Arien, Trompetenglanz und einer harmonisch ausdrucksvollen Tenor Arie sowie erhabenen Choralsätzen singt sie von der Geborgenheit in Gott nach Tod, Auferstehung und jüngstem Tag dank der Fürsprache des Erzengels Michael.
Und die Prediger Einführungsmusik lässt festliche Momente in Chören, Arien und Rezitativen aufkommen verbunden mit dem Lobpreis des Hirtenamtes. Späte Kirchenmusik Telemanns, die beeindruckt, berührt und mitreißt. Eine Empfehlung!
Jean B. de Grammont