Telemanns Intermezzo Pimpinone


Georg Philipp Telemann war ein Meister der Oper. Sowohl des großen abendfüllenden Bühnenstücks wie des kleinen Intermezzos oder des Singspiels. Zur Gattung heiteres Intermezzo gehört die komische Geschichte vom wohlhabenden Pimpinone und dem von ihm engagierten Kammermädchen Vespetta, das -ursprünglich gedacht als Zwischenstück zu Händels Tamerlano- bereits 1725 das Hamburger Publikum an der Gänsemarkt-Oper verzauberte. Damit nahm Pimpinone bereits Giovanni Baptista Pergolesis La Serva Padrona vorweg. Noch heute ist diese komische Kammeroper Telemanns nach einem kongenialen Libretto von Johann Philipp Praetorius das erfolgreichste Bühnenwerk Telemanns. Der Komponist stach die Noten sogar in Kupfer und gab sie in seinem eigenen Verlag heraus.
Erfreulich, dass sich die Salzburger Hofmusik in kleiner Streicherbesetzung unter Wolfgang Brunner, zusammen mit der Sopranistin Marianna Herzig und dem Bass Roland Faust an dieses Stück gemacht hat. Die Commend Privatstiftung Salzburg ermöglichte diese Produktion, die von Volker Böhm inszeniert wurde und nun auf USB-Stick zusammen mit einem aufwändigen Booklet in Buchform vorliegt.
Sehr schön grundiert ein prächtiges Ruckers Cembalo den Generalbass und begleitet die Rezitative dank Wolfgang Brunners akkuraten Tastenkünsten. Immer wieder erstaunt die Charakterisierungskunst Telemanns. Wir schließen uns der Meinung Wolfgang Brunners an, dass erst wieder Wolfgang Amadeus Mozart dergestalt gekonnt musikalisch charakterisieren konnte. Und Pimpinones Arie Il Pimpinon, la Pimpinina klingt schon fast wie die von Papageno und Papagena aus der Zauberflöte.
Marianna Herzig spielt ihre Rolle kokett und singt mit feiner leichter koloraturensicherer Sopranstimme von ihrer Auftrittsarie an mit „Chi mi vuol un cameriera“ wer will mich als Kammermädchen, ich mache (fast) alles, wie es auf ihrer großen Kiste auf einem beschriebenen Herzen heißt. Das ist dann auch fast das ganze Bühnenbild zusammen mit einem auf einem Tuch aufskizzierten Stadtpalais und später dann dessen Interieur.
Das Kostüm beider dramatis personae ist historisch. Roland Faust miemt den verliebten reichen und dummen Kaufmann Pimpinone vorzüglich. Vespetta umgarnt ihn mit ihrem Strickgarn im wahrsten Sinne des Wortes und ihr gelingt es Pimpinone zur Ehe mitsamt großer Mitgift zu bewegen. In einem jubilierenden Duett schließt das erste Intermezzo. Bald beklagt Vespetta ihre neue Rolle in einer weinerlichen Kavatine. Der Streit beider lässt nicht lange auf sich warten. Unendlich komisch fällt die Arie Pimpinones aus, in der er falsettierend das Geplapper der Tratschweiber imitiert und das Zank-Duett hat es in sich und kulminiert in dem Ausruf beider: „ich schlage Dir den Kopf entzwei“. Am Ende hat Pimpinone Zahnweh und Vespetta Pech. Der Vertrag samt Mitgift von 10 tausend Talern ist zerrissen.
Nur ein Geiger spielt das da capo des Schlussduetts und gibt dem so heiteren Internezzo in dieser Deutung ein tragikomisches Ende.
Ein echtes Must-Have für Fans der Barock-Oper.
Jean B. de Grammont