Nach einer schönen Überlieferung hat Reichsgraf von Sporck das Waldhorn am Hof Ludwigs XIV als Soloinstrument der Kunstmusik kennen gelernt.
Er brachte diese Idee mit nach Mitteldeutschland.
Sicher war der Graf es nicht allein, der dazu beitrug, dass das ursprüngliche Jagdinstrument in der kunstvollen Instrumental Musik eine wichtigere Rolle spielte wie zuvor.
Eine ganze Reihe von ausgesuchten Konzerten und Suiten, überliefert im Nachlass der Hofkapellen von Dresden Gotha und Zerbst, mit solistischen Hörnern hat nun das Barockensemble L‘Arpa Festante vorgelegt zusammen mit den Naturhornisten Stephan Katte und Sebastian Fischer. Hinzu treten Oboen, Fagott, Streicher und Basso Continuo. Das sind Werke von Gottfried Heinrich Stölzel, Melchior Hoffmann, Johann Sebastian Bach, Christoph Graupner und Johann Friedrich Fasch sowie vom Dresdner Hofkapellmeister Johann David Heinichen. Allesamt Meister der Komposition, die dem Horn schöne Melodien, nicht nur Jagdmotive, und feine Klangfarben abgewinnen.Freilich darf das Horn bisweilen schmettern. Ein besonders schönes Beispiel ist das frühe Horn-Konzert in Es-Dur von Melchior Hofmann, dass in einem einleitenden Adagio die gesanglichen Möglichkeiten des Horns beleuchtet. Heinichens Sinfonia in F ist ursprünglich als Einleitung zu einer Serenata für ein Fest im Jagdschlosses Moritzburg bei Dresden entstanden und wurde später zu einer festlichen Suite ausgebaut, mit hinzutretenden Traversflöten in einer Sarabande. Selbstverständlich gibt es ein Charakter-Stück La Chasse, die Jagd. Ein bekanntes Stück begegnet mit der Sinfonia zu einer Pfingstkantate von Johann Sebastian Bach, nämlich der Kopfsatz des dritten brandenburgischen Konzerts, welches Bach mit Oboen und Hörnern bereicherte. Auch die Concerti für Hörnerpaar von Fasch und Stölzel wie vom Darmstädter Hofkapellmeister Graupner sind prunkvolle Muster des gehobenen Divertissements nicht nur von adeligen Jagdgesellschaften.
Das Barockensemble bringt die Akkuratesse
dieser Musik auf den Punkt und die Naturhornissen Stephan Katte und Sebastian Fischer spielen sehr virtuos und mit Wohklang.
Es ist eine Freude, diese höfische Musik des deutschen Barock anzuhören und vielleicht kommt dabei auch Wald und Jagdstimmung auf, aber es überwiegt in erster Linie doch die musikalische Poesie.
Jean B. de Grammont