Champagner Charles de Villers

Es muss nicht immer ein ganz berühmter Champagner sein. Freilich wird dieser nicht an Bollinger, Krug, Ruinart, Dom Pérignon oder Pôl Roger oder an Roederer u.v.a.m. heranreichen. Dafür aber bleiben mehr Gulden im Kasten und ein plaisir ist es ebenfalls.

Unlängst hatte ich Gelegenheit den Charles de Villers aus Epernay zu probieren.
Ein spontaner Direkt-Kauf.

Bei einem Ausflug in einen schönen Schlossgarten (siehe dazu den Beitrag Bodman auf haute-culture-jdg.de) fand ich im dortigen Pavillon das passende Umfeld, die Bouteille zu öffnen. Das Picknick dazu arrangierte ich selbst. Denn mein Butler ist gerade im Urlaub.

Ein wenig salziger Lachs mit Senfsauce, ein cremiger französischer Käse, ein wenig gebratene Kaninchenleber , dazu Baguette waren eine ansprechende Nahrung, die passte.

Die dekorative Flasche des Hauses Charles de Villers sieht fast aus wie von Taittinger, aber kostet wenigstens maximal die Hälfte. Nach einem knalligen Plopp des Korkens strömt der feine Inhalt: eine Assemblage aus Chardonnay, Pinot Noir und Meunier in den Kelch mit schöner Perlage. Angenehme Citrus-Noten, eine Spur Quitte, Brioche und Bisquit regen den Gaumen an und schmeicheln der Zunge. Durchaus ein ordentlicher wohl halbwegs ehrlicher Champagner. Und die Finesse ist dabei inklusive und Lebensfreude kommt auf.

Übrigens war der Offizier und Gelehrte Charles de Villers derjenige, der Napoleon Bonaparte den deutschen Philosophen Emanuel Kant nahe brachte. Denn er übersetzte Kant und lehrte in Göttingen Philosophie. Vielleicht hat dieser Champagner bereits Heinrich Heine gefallen.

Und nicht zu vergessen, dieser Champagner gehört zum zweitältesten Champagnerhaus überhaupt, nämlich Chanoine Frère. Dies wurde unter Ludwig XV gegründet und somit wären wir dann durch die Hintertür doch wieder bei den berühmten Marken gelandet.

Also ein erschwinglicher Champagner, zudem mit Geschichte kann manchmal der Weg sein, aus der tristesse du jour und des Alltäglichen zu kommen.
Allerdings fehlt dem dahinter agierenden Champagner-Haus Chanoine offensichtlich jegliche gentilesse francaise. Da auf mehrfache Abfragen keinerlei Antwort kam. Da scheint nicht viel Haltung und Noblesse aus der Gründungs-Ära zur Zeit König Louis XV übrig geblieben.
Sehr bedauerlich!

Dennoch;
Ich hatte etwas zu feiern. Denn Ich habe in Frankreich ein Manoir und ein Stadtpalais gefunden, die beide mit etwas Glück meines werden können.

Jean B. de Grammont