Johann Caspar Ferdinand Fischer

Der Barock-Komponist Johann Caspar Ferdinand Fischer ist nur Kennern geläufig. Dabei war derselbe zu Lebzeiten durchaus angesehen, als einer der trefflichsten Lullisten und Schüler von Georg Muffat und Caspar Bernhard.

Seine Karriere begann Fischer am Hof von Schlackenwerth in Böhmen in Diensten des Herzogs Julius Franz von Sachsen-Lauenburg. Später nahm ihn dessen Tochter Markgräfin Maria Sibylla Augusta von Baden-Baden und Gemahlin des sogenannten Türkenlouis Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden mit nach Rastatt in das neue Residenzschloss als Hofkapellmeister. Fischers Werke für Cembalo sind bedeutend und hatten einen gewissen Einfluss auf Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel.
Wohl werde ich diesbezüglich ein weiteres Review folgen lassen.

Noch wichtiger waren seine Orchesterwerke, vor allem prachtvolle Suiten nach dem Muster Lullys und Muffats, aus der Sammlung „Le Journal du Printemps“, die kurz nach 1700 in Augsburg im Notenstich erschienen sind.

Bei CPO sind vor Jahren Suiten eingespielt worden mit dem L‘Orfeo Barockorchester unter Leitung von Michi Gaigg. Und kürzlich kamen geistliche Werke hinzu. Das geistliche Werk ist bedeutend und zeugt von tiefer Religiosität des Komponisten wie der Auftraggeber.

Maria Sybilla Augusta war eine fromme Frau mit großem Kunstverstand wie die Schlösser von Rastatt und das Lustschloss Favorite bei Baden-Baden und auch Ettlingen belegen und sie wusste offenbar was sie an ihrem Kapellmeister hatte. Fischer erreichte das for seine Zeit extreme Alter eines Methusalems von 90 Jahren.

Hören wir die Suiten mit Trompeten und Oboen und Streichern mit ihrer festlichen Pracht und einer kunstvollen Chaconne und einem Menuet
zum Beschluss, können wir uns gut vorstellen wie im Residenzschloss Raststatt ein festlicher Ball oder Staatsempfang mit Bankett zu dieser Musik stattgefunden hat.

So bei den beiden Ouvertürensuiten in C-Dur.
Wie rauschen die Ouvertüren dahin und werden von den Trompeten überglänzt und mit sanften kräuselnden Flöten geschmückt in den Trios. Eine Fundgrube barocker Tänze ist das. Immer mit viel Freude dargeboten. Ob in einem Echo oder in den Rondeaux etc.

Oder bei den nur mit Streichern und Holzbläsern besetzen Suiten kommt eine sommerliche Serenade auf der Terrasse des Lustschlosses Favorite nur für engere Vertraute in Frage.
In der Suite in a-Moll da gibt es nach einer elegischen Ouvertüre eine zärtliche Plainte mit flutes douces und hernach mit Percussion unterlegte Tanzsätze, die eine richtige Sommerparty geben.
Oder in der in g-Moll übernehmen die Rohrblatt-Instrumente zusammen mit dem Fagott das reizvolle so genannte französische Trio und brillieren in einer exquisiten Passacaille.
Lully und Telemann könnten es nicht besser.

Immerhin ist Fischers Musique in einem Sammelband Philidors enthalten, der belegt das Suiten aus dem Journal du Printemps am Hofe des Sonnenkönigs gespielt worden sind.
in B-Dur gibt sich pastoral anmutig und mag Begleitung eines Schäfer-Fests gewesen sein.
In der Gavotte setzt wieder die Percussion rhythmische Akzente und wieder schließt eine erlesene Chaconne mit zauberhaften Partien für Oboen und Streichern im Wechsel diese Suite.

Das L‘Orfeo Barockorchester unter Leitung von Michi Gaigg spielt mit grand gout und elegance diese bewundernswerten Stücke.
Die Suite in d-Moll bringt dunkle melancholische Momente. Und wieder eine Folge gebündelter kurzer Tänze, die ebenfalls in einer herrlichen Passacaille münden.
Recht courtois ist die Suite in F von umwerfender Heiterkeit. Mit teils exotischen Tänzen garniert darf der Hofball divertieren. In einem Amener darf geträumt werden, so sanft schweben hier die Streicher zu den flutes douces. Die kurzen übrigen Tänze tänzeln kurz vorbei und schließen in einem Menuet.

In die Kapelle der Piaristen zu Schlackenwerth führt uns die geistliche Musik mit Hymnen und Psalmen Fischers, die auf einer gerade erschienenen CPO CD aufgenommen wurde.
Der aus Spanien stammende Orden pflegte die Marienfrömmigkeit. Das belgische Ensemble Gloriosus unter kundiger Leitung von Patrick Debrabandere bereichert die Stücke um einige liturgische Antiphonen.
Das ist eine klangpächtige Musik noch ganz im Geist des 17. Jahrhunderts in ihrer kunstvollen kontrapunktischen Faktur mit Streichern und Posaunen zum Basso Continuo ergibt sich eine feierlich erhabene Festlichkeit, die vom ersten Ton an berührt.
Etwa die dunkel drängende Lauretanische Litanei am Beginn, die mit kontrapunktischer Finesse vom Feinsten aufwartet. Oder das Salve Regina mit seinen süßen Akkorden auf dulcis Virgo Maria. Dem Vokalensemble gelingt eine klangschöne und eindringliche Interpretation mit leichtem Nachhall eines Kirchenraums. Die Antiphonen geben Ruhepunkte dazwischen. Die Lobpreisung der Himmelskönigin ist ebenfalls ein Prachtsatz. Dito weitere Psalmen, wie insbesondere das Confitebor mit seiner Passacaglia Konstruktion über einen durchlaufenden Bass. Teils erinnert Fischers Chorstil tatsächlich an den frühen Händel.
Einzig im kurzen Magnificat fällt Fischer im direkten Vergleich mit Telemanns frühem lateinischen Magnificat aus der Leipziger Zeit, was in etwa zeitgleich entstanden ist, etwas ab.
Das mag aber seine Gründe in liturgischen Vorgaben haben.
In jedem Fall eine sehr empfehlenswerte CD, die zusammen mit den Orchestersuiten in jeden Schrank einer echten Musikkennerin und Musikkenners gehört.

Jean B. de Grammont