Maria Mancini Postre de Banquete 2

Warum nicht eine Zigarre nach der Geliebten eines Königs benennen? So geschehen bei der Marke Maria Mancini aus Honduras.Das war eine Geliebte König Ludwigs XIV von Frankreich. Der Sonnenkönig soll sogar auf den Knien um ihre Hand angehalten haben, was sie allerdings verwehrte. Sie war eine italienische Schönheit
aus römischen Adel und ihr Onkel war Kardinal Mazarin. Durch ihn kam sie auch nach Frankreich. Sie war die Jugendliebe König Ludwig XIV und begeisterte ihn für die Literatur. In ihrer römischen Jugend wurde Maria Mancini insbesondere durch Königin Christine von Schweden gefördert.
Die Zigarren-Marke allerdings verschwand vom Markt Anfang der 40er Jahre. Indes ist es der Firma Schuster in Bünde zu danken, dass wiederum in völliger Handarbeit Maria Mancini Zigarren zu erhalten sind.
Entsprechend ziert ein Konterfei der Maria Mancini nach dem Gemälde eines niederländischen Meisters die goldumrandete Binde. Das hübsche Gesicht mit den dunklen Locken lässt uns König Ludwig XIV verstehen.
Wir probierten das Torpedo Format, das trefflich verarbeitet ist aus der Serie postre de banquete No 2. Was so viel wie Festmahl heißt. Handgerollt aus dunklem Tabak aus Honduras. Der Kaltgeruch ist kräftig und erdig, hat etwas Schokoladiges. Das Deckblatt ausgezeichnet gewickelt. Wir rauchten die Maria Mancini in der Smokers Lounge des Colombi Hotel in Freiburg i.Br, einem gemütlichen Winkel neben der Piano-Bar mit Echtholz-Kamin.
Die Zigarre ist durchaus erschwinglich und kann ein Rauchvergnügen von gut anderthalb Stunden bereiten. Der Zug ist ausgezeichnet. Es gibt eine weitere literarische Verbindung.
Besondere Berühmtheit hat genau dieses Format allein durch Thomas Mann erfahren.
Es war die Lieblingszigarre des großen Schriftstellers.
In seinem Roman der Zauberberg raucht Hans Castorp, der Kaufmanns-Sohn aus Hamburg im Sanatorium zu Davos genau diese Zigarre. Bei uns erklang eingängige Klaviermusik dazu und es war wie eine Szene aus einem Thomas Mann Roman in einem gehobenen Hotel.
Wir verstehen Thomas Mann allzu gut. Denn der Geschmack hat einen ausgeprägtes Aroma von kräftigen aber feinen Aromen, er ist charaktervoll und neigt zu einer gewissen schweren Süße. Eine Zigarre für echte Mußestunden. Zum Ende hin wird sie leicht pfeffrig. Vielleicht erleichtert ihr Genuss gar das Schreiben literarischer Texte. In jedem Fall eine Empfehlung für den passionierten Aficionado.
Jean B. de Grammont