Dass auf Schloss Horst in Westfalen beheimatete Barock Ensemble Caterva Musica unter Leitung von Eike und Wolfgang Fabri hat eine Reihe an virtuosen Concerti und Suiten unter dem Motto „L‘Arte del Virtuoso“ aufgenommen. Gleich eine ganze Serie ist daraus geworden und beim Label Dabringhaus und Grimm erschienen, das bekannt ist für seine klangtechnische Rafinesse.
Wir haben zuletzt Vol. 1 gehört. Wie die Cover Titel Illustration mit Stillleben verheißt sind das wunderhübsch gebundene barocke Blumensträuße einfallsreicher Kompositionen, die nicht alle zum Mainstream des Repertoires gehören. Auf dem ersten Album sind das Konzerte von Antonio Vivaldi, Nicolo Fiorenza. Johann Gottlieb Graun und Johann Joachim Quantz sowie eine Sinfonia in Suiten-Form von Johann Melchior Molter. Ein Reigen festlicher und sinnlicher Lebensfreude wird auf Original-Instrumenten mit viel Feingefühl und Wohlklang zelebriert frei von akrobatischen Übertreibungen, wie es in der Barock-Szene mitunter vorkommen mag. Vivaldi schrieb nicht allein eine Fülle hochvirtuoser Violin-und Cello-Concerti, auch die Flauto Traverso und insbesondere die Flauto dolce bedachte er mit einer Menge glänzender Partien, die der Prete Rosso seinen Schülerinnen im Ospedale della Pietá in Venedig auf den Leib schrieb. Hier erklingt das c-Moll Concerto, Susanne Hochscheid brilliert in den Läufen mit klanglicher Delikatesse. Im leidenschaftlichen Allegro con molto pulsiert das kammermusikalisch besetzte Barockorchester. Im Largo singt die Solistin eine wunderschöne Melodie und dass Allegro tanzt einen heiteren Kehraus.
Fiorenza war ein Komponist der neapolitanischen Schule. Sein F Dur Konzert für Violoncello ist ganz anders angelegt wie die venezianischen Concerti, es hat gleich vier ausdrucksvolle Sätze. Wie ein Primo Uomo auf der Opernbühne (ausnahmsweise kein Kastrat wofür Neapel berühmt berüchtigt war, sondern ein Baritone) gibt das Cello seine Bravura in den raschen Sätzen und seine Melancholie in einem Largo kund. Imola Gombos spielt warm und klangschön das Barockcello.
Einen Schwenker an den Hof Friedrichs des Großen nach Sanssouci machen wir mit Johann Gottlieb Grauns Viola Concerto in Es-Dur aus den 1760er Jahren. Dieser Graun war wie sein Bruder Carl Heinrich Compositeur und Virtuose der Hofkapelle des preußischen Königs. Es ist ein bereits vorklassisches Konzert mit empfindsamen Attitüden. Nach Telemanns berühmtem Viola Konzert ist das eines der frühesten Beispiele für ein Solo-Konzert für dies Instrument. Wolfgang Fabri gibt treffliche Soli und Kadenzen, man höre den weiträumigen Eröffnungssatz, das ausdrucksvolle Adagio molto und das kecke Allegro scherzando. Das ist berührende Kunst, die alle Bratscher Witze vergessen macht. Caterva Musica trifft den Ton des friderizianischen Salon de Musique bestens.
Wir bleiben beim Flötenlehrer König Friedrichs II Johann Joachim Quantz. Neben einer Fülle an Flötenkonzerten etc. komponierte Quantz ausnahmsweise selbst für das Corno da Caccia.
In dem Concerto in Dis-Dur (!) in dem zu den Streichern eine Oboe tritt, vollführt das Horn nicht nur jagdartige Kapriolen in den Rahmensätzen, sondern in einem innigen Siciliano geradezu vorromantische Gesänge. Das alles gelingt dank der Hornisten-Kunst eines Oliver Nicolai.
Zuletzt machen wir einen Schlenker an den Hof der Markgrafen von Baden nach Karlsruhe. Dort wirkte Johann Melchior Molter. Seine Sinfonia in F -Dur für Orchester mit zwei Flöten, Trompete und Solopauke erklingt hier. Eigentlich ist es eine Suite, die mit einem schnellen Satz beginnt und mit einem Menuetto ausklingt. Wirklich solistisch agiert hier nur die Pauke zusammen mit zwei Flöten, trotz der mit Friedemann Immer prominent besetzten Trompeten-Stimme die aber markant die Streicher überstrahlt. Fritjof Koch erweckt die Timpani zu lebensvollen Rhythmen und wir sind live dabei auf einem rauschenden Hofball des Barock mit Pauken und Trompete. Schwingen Sie das Tanzbein. Ein Barocktanzkurs wäre von Vorteil , aber es geht sogar ohne. Chapeau den Musici!
Jean B. de Grammont