Messen von Gottfried Heinrich Stölzel

Unter den Barockmeistern in Thüringen ragt Gottfried Heinrich Stölzel heraus. Der Kenner wird ihn schätzen als Verfasser brillanter Trompetenkonzerte, doch schrieb der Komponist ebenfalls großartige Kirchenmusik und weltliche Serenaten.

Stölzel stand in Diensten des Herzogs von Sachsen-Coburg-Gotha. In Schloss Friedenstein , einem der ersten Barockbauten nach dem 30jährigen Krieg, war Stölzel Kapellmeister und für die solenne Musik bei Hofe und in der Kirche verantwortlich.

Beim Label CPO sind gerade sehr hörenswerte und gelungene Missae Brevis, für den lutherischen Gottesdienst in der Schlosskirche gesetzt, erschienen. Das ist Musik von kunstvoller Anlage und farbiger Instrumentierung, die kaum den entsprechenden Kurzmessen aus der Feder Johann Sebastian Bachs nachsteht, wenngleich sie freilich nicht ganz des Großmeisters kontrapunktische Dichte erreichen.

Im prunkvollen Glanz von Trompeten und Hörnern der letzten eingespielten Messe leuchten die Juwelen an der Herzogskrone geradezu.
Die Singstimmen des achtköpfigen Vokalensembles Cantus Thuringia fügen sich geschmeidig in die kontrapunktischen Linien und teils eleganten Soli ein. Die Capella Thuringia unter Bernhard Klapprott begleitet affektvoll und mit warmem und schlankem Timbre auf historischen Instrumenten.
Sehr schön fügen sich die beiden Oboe d‘amore ein in den expressiven Klang der ersten Messe.
Es lohnt, diese Musik kennen zu lernen. Diese Aufnahme ist der beste Beweis für die ausgesprochen hochstehende höfische Musikkultur kleinerer Residenzen in Mitteldeutschland. Eine berührende und festliche geistliche Musik erster Güte.
Ich werde also angeregt gelegentlich auf weitere geistliche und kammermusikalische Werke eingehen auf haute-culture-jdg.de.

Jean B. de Grammont