Michael Haydn Singspiel und Concerti


Michael Haydn, der im Fürstbistum Salzburg wirkende Bruder von Joseph Haydn, schrieb eine Menge an Singspielen und Festkantaten. Wolfgang Brunner und die Salzburger Hofmusik setzen sich seit langer Zeit für das musikalische Erbe dieses hervorragenden Komponisten ein, der ein wenig im Schatten seines großen und berühmten Bruders steht. Obwohl kein geringerer wie Wolfgang Amadeus Mozart sehr die wunderbaren Messen und auch die Instrumentalmusik von Michael Haydn schätzte, geht sein OEuvre in unserer Zeit etwas unter. Auch der Meister der romantischen Oper Carl Maria von Weber studierte bei Michal Haydn Komposition.
Auf der CD des Labels CPO wurde das Singspiel „Die Ährenleserin“ von 1788 mit der Huldigungs-Kantate „Ninfe Inbelli“ von 1765 kombiniert.
Das Singspiel atmet schon ganz den Singspielton, wie er von Mozarts Zauberflöte bekannt ist. Freilich wurden hier nur die Gesangspartien eingespielt. Nicht die gesprochenen Dialoge des Textdichters Christian Felix Weiße. Also reihen sich Arien und Duette wie ein prunkvoller Abschlusschor mit eingestreuten Soli aneinander.
Ausgezeichnet agieren Sopranistin Monika Mauch als Emilia, Jakob Mitterrutzner Bariton in der Partie des Krums, als Franz Sascha Zarrabi und als Henriette die Sopranistin Marianne Herzig.
Die Rollen des Herrn von Mildenau und Frau von Birkenfeld sind mit Christian Havel Tenor und Maria Ladurner Sopran ansprechend besetzt.
Das Vokalensemble der Salzburger Hofmusik stellt den Chor. Das ist eine im besten Sinne leichte, abwechslungsreiche und melodienselige Musik. Von allen Ausübenden adäquat vorgestellt. Die Kantate zum Besuch der Prinzessin Josepha von Bayern von 1765 dagegen hat einen singenden Tonfall mit viel Delikatesse.
Das Orchester accompagniert hier schwungvoll mit kräuselnden Flöten und schallenden Hörnern und zuletzt dem solennen Anlass entsprechend werten Pauken und Trompeten den Streicher-Apparat auf.
Eine Vokal-Musik, die Liebhabern der Musik des 18. Jahrhunderts wärmstens ans Herz gelegt sei.

Wer weitere divertierende Concerti, mit viel Charme und Esprit als Kunstverstand komponiert und ebenso gekonnt aufgeführt, kennenlernen möchte, dem sei die Aufnahme von Michael Haydns Bläser-Konzerten ebenfalls mit der Salzburger Hofmusik unter Leitung Wolfgang Brunners zusammen mit namhaften Solisten empfohlen. Auf zwei CDs sind sämtliche Bläserconcerti ebenfalls bei CPO erschienen. Trompete, Posaune, Horn, Klarinette, Flöte und Fagott erhalten hier kapriziöse Soli und vermögen fantasievoll zu entzücken meist im heiteren Rokokostil der Zeit nach 1760. Besonders feinsinnig ist das Klarinetten-Concertino, für dessen Aufnahme extra eine historische A-Klarinette gefertigt wurde. Und die elegant festlichen Trompeten Concerti verlangen teils höchste Spitzentöne. Bei einem langsamen Satz eines Hornkonzerts hatte der Solist Leutgeb nur Wolfgang Amadeus Mozarts Hornstimme im Gepäck, Haydn schrieb ihm in Salzburg eine neue Streicherbegleitung dazu.

Jean B. de Grammont