Das Antonio Vivaldi nicht nur die vier Jahreszeiten komponiert hat, ist längst kein Geheimtipp mehr. Neben weiteren brillanten Konzerten und Kammermusik gibt es eine Menge an Opern, die nach und nach eine Renaissance erlebt haben.
Im letzten Jahr nun fand während der renommierten Festtage der Alten Musik in Innsbruck Vivaldis pastorale Oper La fida Ninfa (die treue Nymphe) Premiere auf der Bühne, präsentiert vom Barockorchester Jung unter Leitung der Cembalistin und Dirigentin Chiara Cattani mit ausgesuchten Solisten. Indes ist ein Mitschnitt beim Label CPO erschienen.
Nach einem Ouvertüren-Concerto – mit Hörnern und Flauto dolci, die zu dem allein mit erster und zweiter Violine in je dreifacher Besetzung ausgestatteten Orchester treten, grundiert vom Basso Continuo mit Theorbe, Barockgitarre und Cembalo wie Violone-, das in typisch Vivaldischer Brillanz mit pulsenden Rhythmen und einem singenden Andante daherkommt, sind wir mittendrin im Hörvergnügen des Venezianischen Rokoko. Zwar hat hier das Wort Ninfa nicht mehr viel zu tun mit der Nymphe der klassischen Antike, es bedeutete zur Entstehungszeit der Oper schlicht hübsches Mädel. Allerdings fand die Oper nicht in Venedig Premiere, sondern 1732 zur Einweihung des Theaters der Accademia filharmonica in Verona.
Mit kraftvollem Bass gibt Yevhan Rakhmanin Oralto, einen Korsar und Herrscher der Insel Naxos. Hier ist der typische Vivaldi Drive da, von der ersten Arie an. Mit schlankfeiner Beweglichkeit steht ihm Countertenor Vojtech Pelka zur Seite in der Partie des Schäfers Morasto. In seiner Aufrtritts-Arie überwiegt pastorale Kantabilität. Weitere Rollen der Schäfer und Nymphen sind mit Nicolo Balducci Countertenor, Chelsea Zurflüh Sopran und Elina Welle Mezzosopran und Kieran White Tenor vorzüglich besetzt.
Als Aktschlüsse überraschen einmal beim ersten Akt ein munteres Terzett, beim zweiten gar ein Quartett und beim Finale des dritten Akts gar ein Chor mit Soli und Trompeten-Glanz.
Zwischen Idylle und Dramatik wechseln die Affekte. Zuletzt gibt es sogar eine lautmalerische Schilderung eines Sturmes mitsamt Windmaschine. Gut über zwei Stunden Unterhaltung auf hohem Vivaldi Niveau sind garantiert.
Jean B. de Grammont
